Wie hältst du es mit der Religion?
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Jeder und jede, die im Laufe ihres Lebens als Gläubige oder Touristen schon mal Wallfahrtsorte besuchten, haben dabei sicherlich folgendes festgestellt: Um den heiligen Ort herum finden sich alle möglichen und leider auch unmöglichen Geschäfte, die Religiöses und noch viel mehr Religionsfremdes anbieten.
Interessanterweise durfte ich diese Wahrnehmung nicht nur bei christlichen Wallfahrtsorten oder heiligen Stätten machen, ähnliches fand ich an Orten jüdischen, islamischen, hinduistischen und buddhistischen Glaubens. Es scheint ein menschliches Bedürfnis zu sein, von einem besonderen Ort Erinnerungen mitzubringen.
Vor einigen Jahren musste ein Wallfahrtsdirektor eines bekannten deutschen Wallfahrtsortes dann doch einschreiten, weil einige Angebote der Händler um den Ort herum alles andere als "heilig" waren. Kleinen Maschinenpistolen zum Beispiel, mit denen Kinder dann in der Kirche Lärm machten, musste Einhalt geboten werden. Höchst sinnwidrig wurde es dann, als eine Gläubige an der Klosterpforte ein Kreuz von einem Pater gesegnet haben wollte, das einen Teddybär am Kreuz zeigte. Die Verbindung von Kuscheltier und DEM Symbol christlichen Glaubens ging dann doch zu weit. Der Wallfahrtsdirektor hatte daraufhin schwierige Wochen der Auseinandersetzung mit einigen der Händler, weil er dabei freundlich aber doch bestimmt bleiben musste.
Als seriösem Vertreter eines Glaubens, dem seine Religion noch wichtig und heilig ist, wird es immer schwieriger, dem Trend einer Profanisierung des Glaubens etwas entgegenzuhalten. Der Inhalt einer Religion ist vielen Menschen zunehmend egal. Wenn überhaupt, dann dient sie nur noch der Verbindung von eigenem Wohlfühlen und einer Selbstbestätigung.
Jesus konnte beim Anblick der "Räuberhöhle", die Händler, Geldwechsler und Priester (!) aus dem Tempel in Jerusalem gemacht hatten, nicht mehr diplomatisch vorgehen wie der Wallfahrtsleiter. Er musste dem sinnwidrigen Treiben dort deutlich, sehr deutlich ein Ende setzen. Und das geschah dann so eindringlich, dass es bis heute weiter erzählt wird.
Wenn Dir etwas heilig ist und Du immer wieder erlebst und vor allem innerlich spürst, wie es mit Füßen getreten oder für Geschäfte ausgenutzt wird, dann wirst du entweder traurig oder wütend. Der Traurige zieht sich zurück und ändert nichts, der Wütende zeigt seine Verletzung nach außen und ändert vielleicht etwas.
Der Tempel Gottes in Jerusalem stand für das Heiligste der Juden. Eine Klagemauer ist davon übriggeblieben. Nach der Sinnentleerung folgte die Zerstörung. Jesus deutete es bei seiner Tempelreinigung an.
Fastenzeit – Zeit der Reinigung unseres eigenen Tempels, der wir sind! "Wie hältst du's mit der Religion?" Ist sie dir Oberfläche oder ist sie Dir heilig?
Aus dem Evangelium nach Matthäus (Joh 2,13–25)
Das Paschafest Sprich: Paschafest. der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um
und zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht:
Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm:
Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst?
Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat.
Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen war.
Der Autor
Der Franziskanerpater Christoph Kreitmeir arbeitet in der Klinikseelsorge am Klinikum Ingolstadt, in der Erwachsenenbildung und bei Lebenshilfesendungen im Radio Horeb.
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