Standpunkt

Ökumenische Einigkeit in der Haltung zum Rechtsextremismus

Veröffentlicht am 29.02.2024 um 00:01 Uhr – Von Joachim Frank – Lesedauer: 

Bonn ‐ Trotz des Auseinanderdriftens von Katholiken und Protestanten – beim Rechtsextremismus sind sie einer Meinung, hält Joachim Frank fest. Er findet auch positive Festlegungen nach innen. Da komme es nun auf die Umsetzung in der Praxis an.

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Es gibt ihn also doch noch, den ökumenischen Konsens. Seit geraumer Zeit driften die evangelische und die katholische Kirche in Deutschland auf wichtigen Politikfeldern auseinander und dokumentieren das sogar in Symbolen wie der Trennung bei der "Woche für das Leben" oder mit der Hängepartie für den nächsten Ökumenischen Kirchentag. Im Umgang mit dem Rechtsextremismus hingegen passt kein Blatt Papier zwischen die EKD und die Deutsche Bischofskonferenz (DBK), seit diese in der vorigen Woche einstimmig ihre Erklärung "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar" verabschiedet hat.

Legt man das Vier-Seiten-Papier neben den Beschluss der EKD-Synode vom Dezember 2023 zur "Auseinandersetzung mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und extremer Rechter", könnte man als primitiver Plagiatsjäger schon fast auf dumme Gedanken kommen. So sehr ähneln sich die beiden Texte in Duktus und Wortwahl.

Der Schulterschluss ist von kaum überschätzbarem Wert. Er macht es den Polemikern der AfD unmöglich, die Kirchen an dieser Stelle gegeneinander auszuspielen oder aus einer angeblichen Vielfalt der Stimmen die ihr genehmen herauszufiltern.

Wenn beide Kirchen die Unvereinbarkeit des "völkischen Nationalismus" mit dem Christentum behaupten und die Bischöfe zudem die AfD für nicht wählbar erklären, dann müssen so eindeutige Positionen auch auf einem gemeinsamen und unzweideutigen biblischen, theologischen sowie anthropologischen Fundament ruhen. Zum "Status confessionis", dem christlichen Bekenntnisfall, den der katholische Politologe Andreas Püttmann mit der katholischen Erklärung erreicht sieht, gibt es keine legitime Alternative – nach dem Motto "die einen sagen so, die andern sagen so".

Allenfalls Nuancen in den Erklärungen von EKD und DBK lassen auf die jeweilige konfessionelle Herkunft schließen. So fehlt im katholischen Text eine explizite Verurteilung queerfeindlicher Umtriebe. Dahinter könnte man das Bemühen der Autoren vermuten, katholische Achillesfersen oder offene lehramtliche Flanken nicht gar zu augenfällig zu machen.

Umgekehrt hebt sich das katholische Bischofswort positiv mit einer Festlegung nach innen ab: "Die Verbreitung rechtsextremer Parolen – dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus – ist … mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar", heißt es im Text.

Das ist so klar im Anspruch wie herausfordernd in der Sache. Schon statistisch gesehen kann es jetzt nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Bistümer, die Caritas und andere kirchliche Arbeitgeber, aber auch katholische Organisationen zeigen müssen, dass das Bischofswort keine Sonntagsrede ist. Und dann wäre es im Weiteren gut, wenn auch im Handeln "kein Blatt Papier" zwischen die katholische und die evangelische Kirche passen würde.

Von Joachim Frank

Der Autor

Joachim Frank ist "DuMont"-Chefkorrespondent und Mitglied der Chefredaktion des "Kölner Stadt-Anzeiger". Außerdem ist er Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.