Zusammenleben soll weiter ausgestaltet werden

Dokument zur Weiterentwicklung der Ökumene vorgestellt

Veröffentlicht am 14.03.2024 um 12:41 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Formel der sichtbaren Einheit in versöhnter Verschiedenheit sei ein wichtiger Schritt gewesen. Nun haben die deutschen Bischöfe und die EKD gemeinsam ein neues Dokument veröffentlicht – und fragen nach möglichen Lösungsansätzen.

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Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) haben ein gemeinsames Dokument zur Weiterentwicklung der Ökumene vorgestellt. In einer Online-Pressekonferenz betonten die Kirchen am Donnerstag, die nach dem Reformationsgedenken 2017 gefundene Formel von der sichtbaren Einheit in versöhnter Verschiedenheit sei ein wichtiger Schritt zu einem positiven Miteinander. Nun gelte es, dieses Miteinander "weiter mit Leben zu füllen und das ökumenische Miteinander in Zukunft weiter zu gestalten", heißt es.

Das neue Dokument trägt den Titel "Mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit. Zu den Chancen einer prozessorientierten Ökumene" und benennt Ziele, Schritte und Wege zu "mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit". Das Dokument wurde im Kontaktgesprächskreis von Vertretern des Rates der EKD und der DBK erarbeitet und fragt nach Lösungen, wie die 2017 geprägte Formel von sichtbarer Einheit konkretisiert werden kann.

Mit Blick etwa auf den größten Knackpunkt der Ökumene, die Möglichkeit eines gemeinsamen Abendmahls, müsse man nüchtern "bilanzieren, dass hier in nächster Zeit keine Durchbrüche zu erwarten" seien, heißt es in dem Dokument. Man wolle dies allerdings nicht als ökumenischen Stillstand verstehen.

Kein neuer Aktionsplan

Das Dokument selbst sei "keine neue dogmatische Verständigung" und "kein konkreter Aktionsplan, keine historische Aufarbeitung", erklärte die evangelische Theologin Miriam Rose. Vielmehr handele es sich um eine "zukunftsorientierterte und neue Perspektive", die das bereits Erreichte und die künftigen Schritte beider Kirchen in den Blick nehme, so Rose.

Der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Magdeburgs Bischof Gerhard Feige, erläuterte, dass der Text zeitlich zwischen dem 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 und dem 500-jährigen Jubiläum der Confessio Augustana 2030 liege. "Die gemeinsamen Initiativen zu 2017 waren ein positives Zeichen für eine zeitsensible, geschichtsbewusste, sprechfähige Ökumene", sagte Feige bei der Pressekonferenz. "In Deutschland haben wir damit Maßstäbe für unser künftiges Miteinander gesetzt. So haben wir im Kontaktgesprächskreis bereits im Verlauf des Jubiläumsjahres darüber nachgedacht, wie die Impulse von 2017 aufgenommen und weitergetragen werden können."

Dabei gebe es immer wieder Stolpersteine zu überwinden, aber man werde der Ökumene nicht gerecht, wenn man sich nur darauf konzentriere, so Feige. Und weiter: "Trotz Unterschieden in manchen ethischen Einzelfragen, die bis in die jüngste Zeit im katholisch-evangelischen Dialog offenbar wurden, gibt es in zentralen Themen der Ethik wie in der Friedensfrage, in den Themen von Umwelt und Bildung eine breite Übereinstimmung." Feige hob unter anderem die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hervor. Die Gründe für den großen Mitgliederverlust seien vielfältig, aber der Missbrauch sei "in beiden Kirchen eine schwere Hypothek, die dringend aufgearbeitet werden muss", so der Vorsitzende der Ökumenekommission der DBK abschließend.

Dokument zur Ökumene-Weiterentwicklung

Das neue Dokument "Mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit. Zu den Chancen einer prozessorientierten Ökumene" ist online auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz verfügbar.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung betonte, dass der Umgang mit sexualisierter Gewalt derzeit eine hohe Priorität habe. "Wir nehmen mit großem Respekt wahr, wie in der katholischen Kirche seit 2018 das Projekt 'Synodaler Weg' initiiert worden ist, um sich strukturellen Fragen zu stellen und Kirche zu einem sicheren Raum zu machen", so Jung. Man nehme sich der Aufgabe an, Ursachen für sexualisierte Gewalt anzusprechen. Dabei habe die "ForuM"- Studie die Notwendigkeit gezeigt, "diese Aufgabe auch in der evangelischen Kirche gezielter und koordinierter anzugehen".

Wichtig sei für ihn auch eine "engagierte und zugewandte Begleitung der synodalen Aufbrüche der katholischen Geschwister", so Jung. Dabei würde spätestens mit Bildung des katholischen Synodalen Rates konkret die Frage gestellt, welches der Gremien der EKD ein "evangelisches Gegenüber sein kann", so der Kirchenpräsident abschließend. (mtr)