Forderungen nach Frauen-Weihe im Vorfeld der Weltsynode
Die Forderung nach einer Weihe von Frauen stand im Zentrum einer international besetzten Debatte in der Deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl am Donnerstagabend in Rom. Anlass war die Vorstellung der Publikation "Gottes starke Töchter" des Verlags Herder im Vorfeld der zweiten Runde der Weltsynode im Vatikan. Bei dieser Kirchenversammlung im Oktober werden Männer und Frauen aus allen Erdteilen über die Kirche der Zukunft debattieren.
Die chilenische Theologin Catalina Cerda-Planas sagte, Umfragen zeigten, dass es im weltweiten synodalen Prozess in der katholischen Kirche derzeit keinen Konsens über die Weihe von Frauen gebe. Außer in Europa gebe es vor allem in Lateinamerika Zustimmung zur Forderung der Frauenweihe, wie sie auch durch den Synodalen Weg in Deutschland vorgeschlagen wurde. Dies treffe vor allem für Länder wie Chile, Argentinien und Mexiko zu, wo es auch eine starke Frauenbewegung gebe. Die Unterschiedlichkeit in dieser Frage müsse zunächst zu einem offenen Dialog führen, wie Papst Franziskus dies immer wieder fordere. Langfristig seien auch Entscheidungen gefordert.
Neupriester verfallen in Machtmuster
Die senegalesische Ordensfrau und Philosophin Anna Beatrice Faye kritisierte, dass in vielen afrikanischen Ländern Priester und Bischöfe noch immer eine hierarchische Machtposition für sich beanspruchten. Viele Kleriker täten sich schwer, die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche in Theorie und Praxis anzuerkennen. Leider würden auch junge Theologen, sobald sie die Priesterweihe erhalten, in dieses Machtmuster verfallen. Noch wichtiger als die Frage der Frauenweihe sei die Frage gleicher Ausbildung und gleicher Rechte für Frauen.
Die italienische Theologin Serena Noceti sagte, die Weltsynode im Oktober müsse den Mut haben, über die Weihe von Frauen zu debattieren und für Veränderungen zu stimmen. Es reiche nicht aus, Frauen als Laiinnen in kirchliche Führungspositionen zu befördern. Die Ansätze des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) müssten weiterentwickelt werden. Noceti betonte, die katholische Kirche habe Lehre und Praxis der geweihten Ämter in ihrer Geschichte schon oft verändert. Jetzt seien weitere Veränderungen nicht nur möglich, sondern dringend erforderlich. "Eine synodale Kirche muss eine Kirche von Männern und Frauen sein", so Noceti. Sie plädierte dafür, sich zunächst auf das Frauendiakonat zu konzentrieren, weil diese Veränderung jetzt möglich sei; danach könne man weitersehen.
Der Schweizer Bischof Felix Gmür (Basel) betonte, Kultur sei ein entscheidender Faktor in der Entwicklung der katholischen Kirche. Deshalb plädierte er für eine regionale Differenzierung bei möglichen Entscheidungen. In der Schweiz sei es heute kaum noch vermittelbar, dass Männer und Frauen in Staat und Gesellschaft zwar gleichberechtigt sind, aber nicht in gleicher Weise zu kirchlichen Ämtern zugelassen werden. "Ich glaube, zwei Drittel der Schweizer Katholiken sehen das so, und ich sehe es auch so", erklärte der Bischof. "Ich würde in der Schweiz keine Probleme für eine Frauenweihe sehen, weiß aber, dass das in anderen Teilen der Welt anders gesehen wird", so Gmür. Um zu solchen Veränderungen zu kommen, brauche es neue Gesetze, und für neue Gesetze sei zunächst neues Denken nötig. (KNA)