Irritationen über Planänderung des Papstes für die Weltsynode
Die Entscheidung des Papstes, Reformthemen von der im Oktober beratenden Weltsynode auszuklammern, hat für Irritationen gesorgt. Der Theologe Thomas Söding rief den Vatikan dazu auf, Entscheidungen über Reformen in der Kirche künftig nicht mehr allein zu treffen. Mittelfristig müsse es das Ziel sein, dass keine einsamen Beschlüsse gefasst würden, sondern dass das synodale Miteinander von Bischöfen und Kirchenvolk zu gemeinsamen Beratungen und Entscheidungen führe, forderte der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Papst Franziskus hatte am Donnerstag bekannt gegeben, zehn Studiengruppen zu Reformthemen einzurichten, die etwa über die Priesterausbildung, die Rolle der Bischöfe und grundsätzliche Fragen der Ämter in der Kirche beraten. Auch über die Rolle von Frauen in der Kirche und die Möglichkeit eines Diakonats für Frauen soll sich nun eine Studiengruppe austauschen. Für viele Beobachter betreffen die Themen der Studiengruppen zentrale Aspekte des synodalen Prozesses auf Ebene der Weltkirche, an dem auch eine Delegation aus Deutschland teilnimmt. Söding ist beratendes Mitglied der Weltsynode.
Vom 2. bis zum 27. Oktober 2024 sollen die rund 400 Teilnehmer der 16. Generalversammlung der Bischofssynode zu deren zweiten und abschließenden Teil in Rom zusammenkommen. Damit wird auch die 2021 eröffnete Weltsynode enden. Da die neuen Studiengruppen auf Anweisung des Papstes bis Ende Juni 2025 Zeit haben, ihm ihre Ergebnisse vorzulegen, wird davon ausgegangen, dass deren Themen nicht bei der Synodenversammlung zur Abstimmung kommen werden.
Ambivalente Wirkung der Entscheidung des Papstes
Die Schweizer Religionspädagogin Helena Jeppesen-Spuhler gehörte im Herbst zu den Frauen, die erstmals Stimmrecht in einer Bischofssynode erhielten. Sie ist vor allem über die späte Ankündigung der Einrichtung der Studiengruppen verwundert. "Die Synodenversammlung hat im Oktober 2023 im Synthesedokument festgehalten, dass gewisse Themen bis Oktober 2024 diskussionsreif aufgearbeitet werden sollen", sagte sie dem epd. Dass zentrale Themen nun gesondert und erst Mitte 2025 abschließend präsentiert werden sollen, sei ebenso irritierend. "Der Fahrplan der Synode korrespondiert damit nicht. Es ist für die Kirche in der Schweiz und in weiten Teilen Europas wichtig, dass im Herbst mutige Entscheide gefällt werden. Dazu brauchen wir als Mitglieder der Synode Arbeitsunterlagen."
Die Entscheidung des Papstes habe eine ambivalente Wirkung für die Synode, sagte der Bochumer Theologieprofessor Söding. Die Weltsynode habe bei ihrer ersten Tagung im Herbst 2023 eine Fülle von Themen identifiziert, bei denen in der katholischen Kirche Handlungsbedarf bestehe: Frauenrechte, Inklusion, Partizipation und die gesamten Hintergrundfragen zum christlichen Menschenbild, zur Verfassungsfrage in der katholischen Kirche und zur Fähigkeit, die Lehre weiterzuentwickeln. "Dies alles seriös zu bearbeiten, wäre für vier Wochen Synode zu viel. Ich sehe den Versuch des Vatikans, die Themen zu sortieren", sagte er. Andererseits sei es aus seiner Sicht konsequent, auch alle inhaltlichen Themen, für die jetzt Studiengruppen eingesetzt worden seien, auf synodale Weise zu behandeln. "Aber diese Konsequenz ist noch nicht da", sagte Söding.
Zum Thema des Diakonats für die Frau sagte Söding der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Es gab bislang Studiengruppen, die so zusammengesetzt sind, dass nichts rechtes dabei herauskommen konnte; jetzt müssen die Karten in einer neu installierten Gruppe auf den Tisch." Gleichzeitig warnte er: "Verzögerungstaktik ist nicht gut. Es stehen Entscheidungen an." (rom/epd/KNA)