Zahl der Ehenichtigkeitsanträge im Vatikan stark angestiegen
Die Zahl der Ehenichtigkeitsanträge, die beim Vatikan eingehen, ist stark angewachsen. Vor der Corona-Krise habe die Zahl der neu eingerichten Anträge bei rund 700 bis 750 pro Jahr gelegen, sagte Vatikan-Richter Francesco Viscome laut dem Internetportal "Prima La Rivera" bei einer Veranstaltung in Sanremo. In den vergangenen beiden Jahren sei sie jeweils auf 1.200 angestiegen.
In der katholischen Kirche sind Ehen unauflöslich. Im Nachhinein kann jedoch festgestellt werden, dass eine Ehe ungültig war. Um das zu entscheiden, gibt es eigene Gerichte. Letzte Instanz ist die "Rota" im Vatikan, der Viscome angehört. Papst Franziskus hatte 2015 die bis dahin vorgeschriebene Regel-Prüfung eines Ehe-Nichtigkeitsurteils durch eine zweite Instanz abgeschafft. Das neue Verfahren diene der Straffung und Überwindung von Verzögerungen, sagte Viscome.
In einigen Ländern war die Neuregelung so gedeutet worden, als ob es sich bei dem Verfahren nur noch um eine Formalität und um die Einführung einer "Scheidung auf katholisch" handeln würde. Im Januar mahnte der Papst die kirchlichen Ehe-Richter allerdings zur Sorgfalt. Sie müssten den Gläubigen helfen, die Wahrheit über ihre Ehe zu begreifen. Die Vereinfachung des Verfahrens solle keineswegs eine Nichtigkeit von Ehen fördern, sondern lediglich im Interesse der Betroffenen die Schnelligkeit der Verfahren begünstigen. (KNA)