Wie man mit Kindern über die Auferstehung sprechen kann
"Mama und Papa, was bedeutet Auferstehung?" Wenn ein Kind mit dieser Frage aus der Kita oder der Schule nach Hause kommt, tauchen wahrscheinlich bei vielen Eltern Schweißperlen auf der Stirn auf. Wie soll man seiner Tochter oder seinem Sohn etwas erklären, das auch vielen Erwachsenen ein Rätsel ist? Markus Tomberg rät dazu, dass Eltern und Kinder zusammen in die Bibel schauen. "Die Auferstehung ist kein einfaches Thema, aber gerade in Kinderbibeln wird versucht, anschaulich zu erzählen, was an Ostern geschehen ist", sagt der Professor für Religionspädagogik. Auf diese Weise könne eine Familie sich gemeinsam dieser Frage annähern. Ein weiterer Pluspunkt des Blicks in die Bibel sei eine gewisse Entspannung im Hinblick auf das Thema: "In der Heiligen Schrift wird die Auferstehung Jesu nicht glorreich beschrieben", so Tomberg. Aus den Evangelien lasse sich herauslesen, dass die Auferweckung des Gekreuzigten ein Geschehen gewesen sei, das bei den Jüngerinnen, die die ersten Zeuginnen für die Auferstehung waren, und den Jüngern Verwirrung und sogar Panik ausgelöst habe. "Dadurch kann Eltern klarwerden, dass es kein Problem ist, wenn sie keine Antwort auf die Frage nach der Auferstehung haben." Den engsten Freunden Jesu ging es schließlich genauso.
Beim Sprechen innerhalb der Familie über die Bedeutung des Lebens nach dem Tod ist Authentizität von großer Bedeutung. Die evangelische Theologin Anna-Katharina Szagun rät Eltern dazu, ihren Kindern ihre persönliche Meinung über die Auferstehung ehrlich mitzuteilen. Wenn sie etwa nicht an das leere Grab glauben könnten, hätten sie die Möglichkeit, ihren Kindern zu vermitteln, dass die Auferstehung ein Bild sei. Es gebe vielen Menschen Hoffnung und sei deshalb wertvoll, sagte Szagun dem "Don Bosco Magazin". Der Glaube an ein Jenseits und ein Weiterleben nach dem Tod seien ein grundlegendes menschliches Bedürfnis und in nahezu allen Religionen präsent. "Wenn die Eltern an eine real geschehene Auferstehung glauben, können sie das natürlich sagen", so die Religionspädagogin. "Sie sollten aber auf jeden Fall ehrlich sein, authentisch."
Zudem kann die Liturgie eine Hilfe dabei sein, sich dem Geheimnis der Auferstehung anzunähern – besonders wenn Kinder bereits oft einen Gottesdienst besucht haben. "Die Erfahrungen, die Rituale vermitteln, wirken sehr stark", sagt Tomberg. "Die Lichtsymbolik der Osternacht erklärt eindrücklich, was Auferstehung bedeutet, ohne es in Worte fassen zu müssen." Das starke Naturbild der Dunkelheit, die vom Licht langsam erhellt werde, könnten auch Kindern sehr gut verstehen. Ein anderes Beispiel ist der Leidensweg Jesu: Gerade bei Kreuzwegen für Kinder wird oft zusätzlich zu den 14 klassischen Stationen, die mit der Grablegung Jesu enden, eine 15. Station hinzugefügt. Mit der bewussten Nennung der Auferstehung am Schluss des Leidensweges des Gottessohnes wird deutlich gemacht: Der Tod hat nicht das letzte Wort. "Die Perspektive des Lebens nach dem Tod ist hier sehr wichtig", betont der Fuldaer Religionspädagoge. "Auf diese Weise kann die Auferstehung als weiterer Schritt begriffen werden, der auf das Leben folgt."
Eltern, die mit der Frage nach der Auferstehung überfordert sind, können sich an das Fachpersonal in einer kirchlichen Kita oder in der Pfarrei wenden. Doch auch pastorale Mitarbeiter oder Erzieher sind nicht immer sprachfähig, wenn es um religiöse Themen geht. "Genauso wie Eltern vermeiden sollten, in Floskeln von der Auferstehung Jesu zu sprechen, trifft das auch auf religionspädagogisch geschulte Kirchenmitarbeiter zu", so Tomberg. Doch leider werde das nicht immer beachtet. "Es reicht nicht, einfach den Inhalt des Katechismus wiederzugeben, sondern man muss darüber nachdenken, was mit den theologischen Begriffen gemeint ist." Es gehe um die existenzielle Bedeutung des Ostergeschehens. Doch um die zu erschließen, brauche es Zeit, die nicht immer im pastoralen Alltag vorhanden sei – und entsprechende Kenntnisse. "Auch hier gibt es teilweise eine Leerstelle", weiß der Theologe.
"Existenzielle Irrelevanz" mit Blick auf Ostern
Die religionspädagogischen Angebote rund um die Ostertage, etwa in einer Kirchengemeinde, können Anlass geben, in der Familie über Tod und Auferstehung Jesu ins Gespräch zu kommen. Für Eltern gilt es dabei also, die Gunst der Stunde des Osterfestes zu nutzen. Dabei gibt es jedoch eine große Hürde: Empirische Daten aus der religionspädagogischen Forschung legen nahe, dass sich Kinder und Jugendliche nicht von sich aus für das Ostergeschehen interessieren. "Existenzielle Irrelevanz" nennt das die Forschung. "Hier gibt es eine große Kluft zur kirchlichen Lehre, die natürlich die eminente Bedeutung der Auferstehung für das Heil der Menschen betont." Die biblischen Zeugnisse von der Auferweckung Jesu bleiben so eine Herausforderung – bis heute.
Das trifft auch auf Begriffe wie "Sühne" oder "Stellvertretung" zu. In den Jesus-Vorstellungen von Jugendlichen spielen diese theologischen Konzepte eigentlich keine Rolle. Und auch für Erwachsene sind sie kaum noch verständlich. Muss man deshalb in Verkündigung oder Katechese darauf eingehen? "Ich glaube nicht", meint der Religionspädagoge. "Mir wäre es genug, wenn die Hoffnung, die die christliche Überlieferung so stark macht, lebendig bleibt: Der Tod hat nicht das letzte Wort." Für Fragen zu theologischen Deutungsversuchen braucht es andere Formate, etwa Bildungsveranstaltungen oder Gespräche mit Fachleuten. Mit Blick auf Kinder rät Tomberg dazu, solche Fragestellungen nur zu thematisieren, wenn diese ausdrücklich danach fragen würden. "Und dann muss es auch entsprechend des Alters der Kinder geschehen."
Grundsätzlich muss hierbei zwischen Kindern im Elementarbereich, in der Grundschule und ab etwa 12 Jahren auf den weiterführenden Schulen unterschieden werden. Entwicklungspsychologisch gibt es hier große Unterschiede beim Verständnis von Konzepten wie Tod und Auferstehung – auch wenn die Bandbreite sehr groß ist. Denn wer etwa in der Familie oder der Kita bereits in einem jungen Alter mit diesen Fragen konfrontiert wurde oder sich persönlich etwa mit dem Tod auseinandersetzen musste – weil die Großeltern oder ein Haustier gestorben sind –, geht mit Lebensfragen früher anders um und hört vielleicht auch die Osterbotschaft anders.
Bei der Auseinandersetzung mit dem Tod Jesu gilt nach Ansicht von Tomberg die Grundregel, dass Kinder erst erlernen müssen, was das Ableben überhaupt bedeutet. "Für Kinder im Kita-Alter ist es etwas, das als nicht dauerhaft empfunden wird." Sie würden in einem Toten jemanden sehen, der einfach nicht mehr anwesend sei, aber deshalb auch wieder zurückkommen könne. "Erst im Grundschulalter lernen Kinder, dass der Tod ein permanenter Zustand ist – und nicht nur so etwas wie der Schlaf", so Tomberg. Das sei besonders wichtig für das Verständnis von Tod und Auferstehung. Denn an Ostern sei Jesus nicht einfach aus einem tiefen Schlaf erwacht.
Eltern sollten auch keine Scheu davor haben, ein scheinbar bedrückendes Thema wie den Tod mit ihren Kindern zu besprechen. Die evangelische Theologin Szagun erinnert daran, dass Kinder im Fernsehen oder den sozialen Medien sehr häufig Gewalt und Tod erleben. "In den Märchen kommen auch Menschen um. Das ist normal. Warum sollten wir das ausblenden?" Der Tod sei nun einmal da und Menschen würden getötet. "Ich habe kein Problem damit, den Kindern das zu vermitteln." Jesus sei für seine Sache eingetreten und deshalb umgebracht worden. Kinder würden das gut verstehen, wenn man es ihnen ihrem Alter gemäß vermittele. Auch Tomberg hält nichts von der Meinung, mit Kindern nicht über Gewalt und Tod zu sprechen oder dies möglichst zu vermeiden. "Selbstverständlich ist es nicht sinnvoll, das Leid Jesu detailliert auszumalen, so wie es in vergangenen Jahrhunderten getan wurde", sagt der Religionspädagogik-Professor. Wichtig sei es, einen hoffnungsvollen Blick über den Tod Jesu hinaus zu vermitteln. Das ist ganz im Sinn des christlichen Glaubens und wohl die beste Antwort auf die Frage von Kindern nach der Auferstehung Jesu.