Was haben wir Christen den Atheisten an Ostern zu entgegnen?
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Eine Oktav-Woche und danach weiter, 40 Tage lang, feiert die Kirche Ostern. Aber immer mehr Menschen glauben nicht: Sie verneinen Gott und die Schöpfung, Jesus Christus und das Kreuz, die Auferstehung und das ewige Leben. Was haben wir Christen den Atheisten zu entgegnen?
Von den vielen Spielarten des Atheismus möchte ich zwei erwähnen: Ein "Naturalismus" behauptet, es gebe überhaupt nur die Materie, diese komme aus dem Urknall und alles sei naturwissenschaftlich erklärbar, jetzt zwar noch nicht ganz, aber demnächst; für einen Gott gebe es da keinen Platz. Ein "Kulturatheismus" erklärt, dass der Monotheismus nur zu fundamentalen, absoluten Wahrheits- und Machtansprüchen führe und daher Ursache sei für Patriarchalismus, für alle autoritären Regimes, für Diktaturen, für Imperialismus, für Gewalt und Krieg, für alles Übel; also sollte man Religion und Gott abschaffen, zum Wohle der Menschheit.
Nun sind Atheismen nicht beweisbar. Die Fragen, was "vor" dem Urknall war und wie Bewusstsein, Geist und Freiheit zu erklären sind, werden von Naturalisten nicht behandelt. Und natürlich haben Religionen Kriege legitimiert und sogar geführt, bis heute, aber sie haben auch sehr viel zu Versöhnung und Frieden, zur Humanisierung der Menschheit beigetragen, bis heute. Das umfassende Ganze von Welt und Mensch, die Fragen des Woher und Wohin, von Leben und Tod und neuem Leben – darauf antwortet kein Atheismus.
Auch der Glaube ist nicht beweisbar. Man kann ihm nach-denken und gute Gründe für ihn finden, er ist also nicht unvernünftig oder irrational. Aber auch für den Unglauben gibt es gute Gründe. Es bleibt in Patt – das dürfen wir Christen gerne zugeben.
Auf den Glauben kann man sich nur einlassen: Auf spirituellen Wegen Gottes Nähe ansatzweise erspüren und so ihn erfahren; in eine Beziehung eintreten und vertrauen; Heilige Schriften lesen; auf Zeugen hören; sich in den Abgrund Gottes fallenlassen. Bisweilen glauben wir Christen gegen die Erfahrung – etwa die der Gottferne, die des Leidens, die der Krisen und Kriege. Bisweilen jedoch erfahren wir tröstende und heilende Zuwendung Gottes.
Im Kern ist christlicher Glaube immer Osterglaube: Leid und Not und Tod sind überwunden, das Leben siegt. Die ersten Jüngerinnen und Jünger erkennen den Auferstandenen durch Beziehung, etwa die weinende Maria von Magdala durch die Namens-Anrede. Freilich wir können Christus, der uns Gott zeigt, nicht festhalten. Der Glaube ist nicht Wissen, sondern Gewissheit. Er erfüllt, heilt und belebt.
Der Autor
Pater Stefan Kiechle SJ ist seit 2018 Chefredakteur der Zeitschrift "Stimmen der Zeit". Zuvor leitete er sieben Jahre die Deutsche Provinz des Jesuitenordens.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.