Keine neuen Kirchenlehrer in nächster Zeit

Papst Franziskus: Benedikt XVI. hat das Zeug zum Kirchenlehrer

Veröffentlicht am 03.04.2024 um 12:54 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Immer wieder werden verstorbene Theologen und Päpste als neue Kirchenlehrer vorgeschlagen – so auch Benedikt XVI. Franziskus könnte sich seinen Vorgänger zwar als "Doctor Ecclesiae" vorstellen. Doch nicht in den kommenden Jahren.

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Nach Ansicht von Papst Franziskus könnte Benedikt XVI. zum Kirchenlehrer erhoben werden. Sein Vorgänger habe das entsprechende Niveau, um diesen Titel zu erhalten, sagte Franziskus im heute erschienenen spanischen Interview-Buch "El sucesor" ("Der Nachfolger"). Benedikt sei ein "Großer" gewesen und seiner solle entsprechend gedacht werden, so der amtierende Papst. Sein Vorgänger habe den Mut gehabt, zurückzutreten und danach die Kirche und den Papst weiterhin begleitet. Benedikt habe dies in Stille getan und dabei auch die Entscheidungen seines Nachfolgers respektiert, die nicht in seinem Sinne waren, sagte Franziskus. "Dazu benötigt man Heiligkeit und Mannhaftigkeit." Niemals habe Benedikt kritisiert oder kommentiert, wie Franziskus sein Papstamt ausübt.

Gleichzeitig kündigte Franziskus an, dass es in der nächsten Zeit keine neuen Ernennungen zu Kirchenlehrern geben werde. "Es gibt eine Krankheit der religiösen Gemeinschaften, die in der Forderung besteht, ihre Gründer zu Kirchenlehrern zu erheben", begründete der Papst diese Entscheidung. "Ich habe das gestoppt, denn wenn wir anfangen, diesen Titel allen zu verleihen, verliert er seinen Sinn."

Derzeit 37 Kirchenlehrer und -lehrerinnen

Seit dem 13. Jahrhundert werden bedeutende Theologen mit dem Titel "Doctor Ecclesiae", "Kirchenlehrer", geehrt. Mittlerweile gibt es ein festgelegtes Verfahren, nach dem der Papst Kirchenlehrer ernennt. Das Verfahren ähnelt dem einer Heiligsprechung, setzt aber keine formelle Selig- oder Heiligsprechung voraus. Derzeit gibt es 37 Kirchenlehrer. Papst Franziskus hat bislang zwei neue Kirchenlehrer ernannt, den armenischen Mönch und Mystiker Gregor von Narek (951 bis 1003, ernannt 2015) sowie Irenäus von Lyon (um 135 bis 200, ernannt 2022).

Während des Pontifikats von Benedikt XVI. wurden 2012 die Mystiker Johannes von Avila (1499 bis 1569) und Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) zu Kirchenlehrern ernannt. Auch Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. (1920–2005) war in der Vergangenheit immer wieder als Kirchenlehrer im Gespräch. (rom)