US-Bischof wirft Ex-Nuntius Viganò Verleumdung vor
In den sozialen Medien ist ein Streit zwischen dem Bischof der US-Diözese Superior im Bundesstaat Wisconsin, James Powers, und dem ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, entbrannt. Laut dem Internetportal "Catholic World Report" hat Bischof Powers dem früheren Nuntius am Wochenende in einem Brief vorgeworfen, sein Recht auf einen guten Ruf verletzt zu haben. Das Bistum veröffentlichte den Brief auf seiner Facebook-Seite.
Der Streit geht auf einen Beitrag Viganòs von Ende März auf der Plattform "X" (früher Twitter) zurück, in dem er den Bischof dafür kritisierte, dass er zu Beginn der Chrisammesse vor Ostern einen traditionellen indigenen Tanz mit Trommelbegleitung zugelassen hatte. Dies sei, so Viganò, ein "sehr schweres Sakrileg", ja sogar eine "schamanische Zeremonie" des Bischofs gewesen, den er als "schäbigen Beamten der ökumenischen Religion" und "Diener der Freimaurerei" bezeichnete.
Problematische Einrichtung
Laut Powers ist es in der Diözese seit langem Tradition, vor großen diözesanen Feierlichkeiten das Erbe der amerikanischen Ureinwohner zu würdigen. Diese habe es bereits bei der damaligen Amtseinführung von Powers gegeben, an der Viganò teilgenommen, aber als Erzbischof "in den letzten acht Jahren" keine Bedenken geäußert habe. Aus Gründen der Höflichkeit hätte er einen vorherigen Kontakt erwartet, bevor öffentlich Vorwürfe des Schamanismus erhoben werden, so Powers in seinem Brief. Mit der Begründung, dass die Rhetorik des ehemaligen Nuntius "eines Erzbischofs der katholischen Kirche nicht würdig" sei und "den ihm anvertrauten Gläubigen Schaden zufügt", forderte Powers eine "öffentliche Entschuldigung" Viganòs bei ihm und seinen Gläubigen.
In dem Brief ging der Oberhirte der Diözese weiterhin auf eine angebliche Verbindung Viganòs mit der Einrichtung "Hermitage of Jesus, Mary and Joseph" und dem dortigen Geistlichen ein. Noch im Februar hatte Powers die Gläubigen seiner Diözese vor der Einrichtung in Wisconsin gewarnt und auf den "sehr zweifelhaften kirchenrechtlichen Status" der Leitung der Einrichtung hingewiesen. Powers wies darauf hin, dass der Leiter der Einrichtung, Bryan Wallman, keine Dokumente vorlegen könne, die seinen kirchenrechtlichen Status belegen. Daher forderte der Oberhirte Viganò auf, seine angebliche Rolle bei der Priesterweihe und der Entsendung Wallmans in die Diözese zu erklären. "Ohne den Nachweis einer gültigen Priesterweihe gefährde Wallman das geistliche Leben der Gläubigen", so der Bischof.
Zuletzt war Viganò in die Schlagzeilen geraten, als bekannt wurde, dass er sich den Sedisvakantisten angeschlossen und sich von dem aus der Piusbruderschaft ausgeschlossenen englischen Bischof Richard Williamson erneut zum Bischof hat weihen lassen. Beide sind im traditionalistischen Spektrum für ihre radikale Kritik an Papst Franziskus bekannt. (mtr)