Churer Altbischof wird neben Lefebvre bestattet

Schweizer Bischöfe bleiben Huonders Beerdigung bei Piusbrüdern fern

Veröffentlicht am 12.04.2024 um 10:26 Uhr – Lesedauer: 

Chur ‐ Normalerweise werden Bischöfe in ihrer Kathedrale bestattet. Der verstorbene Churer Bischof Vitus Huonder wollte das nicht: Er findet lieber bei der Piusbruderschaft seine ewige Ruhe. Nur ein Schweizer Bischof überlegt noch, ob er kommt.

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Die Schweizer Bischöfe werden nicht an der Beerdigung des verstorbenen Churer Bischofs Vitus Huonder auf dem Friedhof der Piusbruderschaft teilnehmen. Lediglich Huonders Nachfolger als Bischof von Chur, Bischof Joseph Bonnemain, halte sich eine Teilnahme an der Beerdigung am kommenden Mittwoch offen, "allerdings nicht in seiner Funktion als Bischof von Chur", sagte seine Sprecherin gegenüber kath.ch (Freitag). Huonder starb am 3. April an seinem Altersruhesitz, dem Institut Sancta Maria der Piusbruderschaft im Kanton St. Gallen und wird auf eigenen Wunsch nicht in der Bischofsgrablege in Chur, sondern auf dem Friedhof der Piusbrüder in Écône im Wallis bestattet.

Gegenüber kath.ch gab ein Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz an, dass sich alle Bischöfe bis auf Bonnemain und den Basler Bischof Felix Gmür von Dienstag bis Freitag bei gemeinsamen Exerzitien befänden. Gmür sei in Lourdes. Von keinem Bistum ist bisher bekannt, dass die abwesenden Bischöfe von Gesandten bei der Beerdigung vertreten werden. Alle Bischöfe werden aber am 19. April am Requiem für Huonder in Chur teilnehmen.

Churer Bischof akzeptiert Wunsch des Vorgänger selbstverständlich

Kurz nach Huonders Tod wurde bekannt, dass er sich eine Bestattung in der Nähe des Gründers der Piusbruderschaft, Marcel Lefebvre (1905 bis 1991), wünschte. Das Bistum Chur teilte mit, dass Bonnemain Huonder bei ihrem letzten Treffen am Ostermontag versichert habe, dass er "selbstverständlich" seinen Willen respektieren werde. Huonder, Jahrgang 1942, war von 2007 bis 2019 Bischof der Schweizer Diözese Chur. Er galt in der Kirche der Schweiz als Vertreter des konservativen Kirchenflügels und sorgte mit verbalen Vorstößen zu Sexuallehre, Kirchenverfassung oder Lebensschutz immer wieder für Aufsehen. Nach seiner Emeritierung zog er in das Institut der Piusbruderschaft und trat verstärkt für die vorkonziliare Liturgie ein.

Die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. wurde 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet. Sie lehnt viele Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Anfangs kirchlich anerkannt, entzog ihr Rom 1975 die kirchenrechtliche Zulassung. Nach unerlaubten Priesterweihen wurde Lefebvre 1976 die Ausübung seines Bischofsamts verboten. Indem er am 30. Juni 1988 ohne päpstliche Zustimmung vier Priester seiner Bruderschaft zu Bischöfen weihte, zogen sich alle fünf die Exkommunikation zu. Vor allem unter Papst Benedikt XVI. (2005 bis 2013) gab es Versuche, die Piusbruderschaft wieder in die kirchliche Struktur einzugliedern. Diese scheiterten jedoch. (fxn)