Katholiken in den USA: Eine Glaubensgemeinschaft im Wandel
Die katholische Kirche in den USA verändert sich. Zwar ist sie mit rund 52 Millionen erwachsenen Mitgliedern die größte Glaubensgemeinschaft geblieben; doch ihr Anteil nimmt ab. Während 2007 noch fast jeder vierte US-Amerikaner angab, katholisch zu sein, ist es in der neuen Erhebung des renommierten Pew Research Center nur noch jeder fünfte. Damit stellen sie weiter ein wichtiges Segment in der US-Gesamtbevölkerung, das bei den Präsidenten- und Kongresswahlen im November einmal mehr heiß umworben wird.
Während die katholische Stimme bei den Wahlen vor vier Jahren ziemlich genau zwischen Donald Trump (49 Prozent) und Joe Biden (50 Prozent) gespalten war, haben sich die Gewichte zugunsten der Republikaner verschoben. 52 Prozent der Katholiken identifizieren sich derzeit mit der Trump-Partei; 44 Prozent haben mehr Sympathien für die Demokraten.
Kluft zwischen weißen und hispanischen Katholiken
Katholiken dabei als Block zu betrachten, würde bedeuten, gravierende Unterschiede innerhalb der Glaubensgemeinschaft zu übersehen. Demnach sehen weiße und hispanische, also ursprünglich in Lateinamerika wurzelnde Katholiken die Welt deutlich anders. Während sich sechs von zehn Weißen als Republikaner identifizieren, sympathisiert derselbe Anteil bei den Latinos umgekehrt mit den Demokraten.
Diese Kluft hatte sich schon 2020 gezeigt, als weiße Katholiken Trump mit 15 Prozent Differenz den Vorzug vor ihrem Glaubensbruder Biden gaben. Hispanische Katholiken zogen damals den Demokraten mit einer Differenz von 35 Prozent vor.
Ein genauerer Blick auf die Veränderungen der Demografie innerhalb der Glaubensgemeinschaft erklärt die Dynamik. Wie in der Gesamtbevölkerung der USA nimmt der Anteil der Weißen kontinuierlich ab. Dagegen stieg die Zahl der hispanischen und asiatischen Katholiken kontinuierlich.
Bezogen auf das Jahr 2007 fiel der Anteil der Weißen unter den Katholiken um 8 Prozentpunkte auf heute nur noch 57 Prozent. Im Vergleich dazu legten die Latinos um 4 Prozentpunkte auf 33 Prozent zu. Der Anteil der Asiaten an den US-Katholiken verdoppelte sich im selben Zeitraum von zwei auf vier Prozent.
Dieser Veränderung der ethnischen Zusammensetzung verdanken die Katholiken, im Altersvergleich mit allen US-Amerikanern nicht noch stärker abzuweichen. Dabei bleibt es bei dem Trend, dass Katholiken ein höheres Durchschnittsalter haben als der Rest der Gesellschaft. Deutlich mehr als die Hälfte, 58 Prozent, sind älter als 50 Jahre. In der Gesamtbevölkerung gehören deutlich weniger, 48 Prozent, dieser Altersgruppe an. Die Latinos machen bei den Katholiken unter 50 Jahren mit 57 Prozent schon heute die große Mehrheit in der Kirche aus. Unter den Über-50-Jährigen sind fast 70 Prozent weiß.
Warum auch in den USA Pfarreien zusammengelegt werden
In Deutschland werden bereits flächendeckend Pfarreien zusammengelegt, weil die Zahl von Gläubigen und Priestern sinkt. Doch damit ist man hierzulande nicht allein, auch in den USA gibt es Pläne in diese Richtung. Dort kommt auch ein weiterer Grund dazu
Auch regional gibt es Verschiebungen. Der katholische Zuwachs im Süden der USA – knapp 30 Prozent aller Katholiken des Landes leben dort – erklärt sich durch das Wachsen der hispanischen Bevölkerung. Und im Westen der USA ist heute mehr als jeder zweite Katholik (55 Prozent) ein Latino.
Große Unterschiede gibt es bei der Bildung. Weiße Katholiken (39 Prozent) sind laut der Statistik im Vergleich zur US-Gesamtbevölkerung deutlich höher gebildet, als Glaubensgruppe insgesamt aber etwas weniger. Dies erklärt sich aus dem schlechteren Zugang der Latino-Population zu Bildungsangeboten. Im Vergleich zu allen US-Katholiken haben nur halb so viele katholische Hispanics (16 Prozent) einen College-Abschluss.
Keine Differenzen bei Glaubenspraxis
Keine große Differenz gibt es in der Glaubenspraxis. Etwas mehr als ein Viertel aller US-Katholiken (28 Prozent) besucht die Sonntagsmesse; rund jeder zweite (52 Prozent) betet täglich; 46 Prozent halten Religion für bedeutungsvoll in ihrem Leben. Papst Franziskus liegt mit 75 Prozent Zustimmung leicht über den Werten seines Vorgängers Benedikt XVI., doch fast 20 Punkte hinter dessen Vorgänger Johannes Paul II. (93 Prozent).
Beim Thema Abtreibung bestätigt die Pew-Erhebung einen früheren Befund; nämlich dass die Haltung der Katholiken dazu kaum von der aller US-Amerikaner abweicht. Obwohl die US-Kirche den Kampf gegen Abtreibung zu ihrer höchsten Priorität erklärt hat, befürworten rund 60 Prozent der Gläubigen einen legalen Zugang zu Abbrüchen unter den meisten Umständen. Die Verbote oder strengen Fristen, die in 18 Bundesstaaten bestehen, werden von lediglich 28 Prozent der Katholiken unterstützt.