Nach Missbrauchsstudie: BDKJ hat Altbischof Bode Ehrenkreuz entzogen
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hat dem emeritierten Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode bereits am 15. Mai vergangenen Jahres das Goldene Ehrenkreuz des Verbands entzogen. Das teilte der Verband am Montag auf Anfrage von katholisch.de mit. Als Begründung für die auf Beschluss des Bundesvorstandes erfolgte Aberkennung der Auszeichnung führte der Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden die Ergebnisse der im Herbst 2022 veröffentlichten Missbrauchsstudie für das Bistum Osnabrück und Bode "persönliche Konsequenzen daraus" an.
Das Goldene Ehrenkreuz ist die höchste Auszeichnung des BDKJ und wird für besondere Verdienste in der kirchlichen Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit verliehen. 2021 gab es nach Angaben des Verbands rund 270 Träger der Auszeichnung. Bode war 2010 zum Ende seiner Amtszeit als Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) "in Würdigung seiner Verdienste um die katholische Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit" als dritter Jugendbischof der DBK mit dem Ehrenkreuz ausgezeichnet worden.
Rücktritt als Bischof von Osnabrück im März 2023
Bode war Ende März vergangenen Jahres nach mehr als 27 Jahren als Bischof von Osnabrück zurückgetreten und hatte diesen Schritt vor allem mit eigenen Fehlern bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in seiner Diözese begründet. So habe die im September 2022 veröffentlichte Missbrauchsstudie "noch einmal deutlich seine eigenen Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen vor Augen geführt", erklärte er bei seinem Ausscheiden aus dem Amt. Er bekenne sich ausdrücklich zu seiner Verantwortung als Bischof wie zu seinen persönlichen Fehlern. "Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten." Bode ist bis heute der einzige katholische Bischof in Deutschland, der wegen des Missbrauchsskandals zurückgetreten ist.
Wie der BDKJ am Montag weiter mitteilte, wurde im Januar postum auch Ulrich Thomaßen das Ehrenkreuz entzogen. Gegen den 2008 gestorbenen Sozialpädagogen, der unter anderem von 1976 bis 1980 Diözesanleiter der Katholischen jungen Gemeinde (KJG) im Bistum Aachen und von 1978 bis 1986 Mitglied der KJG-Bundesleitung war, liegen für den Zeitraum von 1968 bis in die Mitte der 1970er Jahre hinein "mehrere Beschuldigungen sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige/Schutzbefohlene" vor, wie das Bistum Aachen im Oktober vergangenen Jahres mitgeteilt hatte.
Anfang Mai vergangenen Jahres hatte der BDKJ zudem bereits dem früheren Präsidenten des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", Winfried Pilz, und dem ehemaligen Mainzer Bischof Albert Stohr postum das Goldene Ehrenkreuz des Verbandes entzogen. "Aufgrund der vorliegenden Gutachtenlage hat der Vorstand des BDKJ zeitnah nach Bekanntwerden der Vorfälle einstimmig beschlossen, Winfried Pilz und Bischof Albert Stohr das Goldene Ehrenkreuz des BDKJ abzuerkennen", teilte der Verband damals ebenfalls auf Anfrage von katholisch.de mit.
Fall Pilz: Vorwurf des Missbrauchs eines "schutzbedürftigen Erwachsenen"
Den Fall des früheren "Sternsinger"-Präsidenten Pilz hatte das Erzbistum Köln Ende Juni 2022 öffentlich gemacht. Damals wurde bekannt, dass der 2019 verstorbene Geistliche bereits 2012 beschuldigt worden war, in den 1970er Jahren einen "schutzbedürftigen Erwachsenen" missbraucht zu haben. 2021 hätten sich dann Hinweise auf mögliche weitere Betroffene ergeben, so die Erzdiözese. Pilz leitete von 2000 bis 2010 das Kindermissionswerk "Die Sternsinger", das immer zum Jahreswechsel die bundesweite Sternsingeraktion durchführt. Von 1972 bis 1989 hatte der Autor zahlreicher geistlicher Lieder wie "Laudato si" zudem als Diözesanjugendseelsorger und Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg in Odenthal bei Köln gearbeitet.
Stohr war im März vergangenen Jahres im Missbrauchsgutachten für das Bistum Mainz ein verheerender Umgang mit sexuellem Missbrauch während seiner Amtszeit als Bischof (1935-1961) bescheinigt worden. Ebenso wie für seine Nachfolger Hermann Volk und Karl Lehmann hätten die Betroffenen für ihn fast nie eine Rolle gespielt. Vielmehr hätten die Bischöfe darauf geachtet, das System katholische Kirche zu schützen, hieß es in dem Gutachten. (stz)