Wegen Missbrauch: BDKJ entzieht Pilz und Stohr Goldenes Ehrenkreuz
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) hat dem früheren Präsidenten des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", Winfried Pilz, und dem ehemaligen Mainzer Bischof Albert Stohr posthum das Goldene Ehrenkreuz des Verbandes entzogen. "Aufgrund der vorliegenden Gutachtenlage hat der Vorstand des BDKJ zeitnah nach Bekanntwerden der Vorfälle einstimmig beschlossen, Winfried Pilz und Bischof Albert Stohr das Goldene Ehrenkreuz des BDKJ abzuerkennen", erklärte der Dachverband am Donnerstag auf Anfrage von katholisch.de.
Die Haltung der Träger des Ehrenkreuzes müsse den Werten des BDKJ-Grundsatzprogramms entsprechen. "Sollte der Bundesvorstand Kenntnis davon erlangen, dass ein*e Träger*in des Goldenen Ehrenkreuzes die Grundlagen des BDKJ verlassen hat, kann ein bereits verliehenes Ehrenkreuz entzogen werden", so der Verband weiter. Er betonte zudem, "klar" an der Seite der Missbrauchsbetroffenen zu stehen und dafür einzutreten, dass Fälle von sexuellem Missbrauch und deren Vertuschung vollständig aufgearbeitet würden. "Selbstverständlich gilt dieser Grundsatz auch für uns", so der BDKJ.
Pilz und Stohr durch Missbrauchsaufarbeitung schwer belastet
Pilz und Stohr waren im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche schwer belastet worden. Den Fall des früheren "Sternsinger"-Präsidenten Pilz hatte das Erzbistum Köln Ende Juni vergangenen Jahres öffentlich gemacht. Damals wurde bekannt, dass der 2019 verstorbene Geistliche bereits 2012 beschuldigt worden war, in den 1970er Jahren einen "schutzbedürftigen Erwachsenen" missbraucht zu haben. 2021 hätten sich dann Hinweise auf mögliche weitere Betroffene ergeben, so die Erzdiözese, die daraufhin mögliche weitere Missbrauchsbetroffene aufrief, sich zu melden.
Pilz leitete von 2000 bis 2010 das in Aachen ansässige Kindermissionswerk "Die Sternsinger", das immer zum Jahreswechsel die bundesweite Sternsingeraktion durchführt. Von 1972 bis 1989 arbeitete der Autor zahlreicher geistlicher Lieder wie "Laudato si" als Diözesanjugendseelsorger und Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg in Odenthal bei Köln. Die letzten Jahre bis zu seinem Tod lebte Pilz als Ruhestandsgeistlicher im Bistum Dresden-Meißen. Sein Fall war in den vergangenen Monaten auch Teil einer juristischen Auseinandersetzung zwischen Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki und der "Bild"-Zeitung.
Höchste Auszeichnung des BDKJ
Stohr war Anfang März im Missbrauchsgutachten für das Bistum Mainz ein verheerender Umgang mit sexuellem Missbrauch während seiner Amtszeit als Bischof (1935-1961) bescheinigt worden. Ebenso wie für seine Nachfolger Hermann Volk (1962-1982) und Karl Lehmann (1983-2016) hätten die Betroffenen für ihn fast nie eine Rolle gespielt. Vielmehr hätten die Bischöfe darauf geachtet, das System katholische Kirche zu schützen.
Das Goldene Ehrenkreuz ist die höchste Auszeichnung des BDKJ und wird für besondere Verdienste in der kirchlichen Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit verliehen. 2021 gab es nach Angaben des Verbands rund 270 Träger der Auszeichnung. (stz)