Standpunkt

Nach Entscheidung gegen Kohlberger: Es bleibt eine große Leerstelle

Veröffentlicht am 06.05.2024 um 00:01 Uhr – Von Burkhard Hose – Lesedauer: 

Bonn ‐ Jüngst haben sich die Bischöfe dagegen ausgesprochen, dass sich die Synodale Viola Kohlberger für ein Amt bei den Pfadfindern bewerben kann. Burkhard Hose kritisiert das und fragt, wen sich die Oberhirten überhaupt in der Jugendarbeit wünschen.

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Ab Donnerstag dieser Woche trifft sich die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) zu ihrer Bundesversammlung in Fulda. Überschattet wird die Zusammenkunft von der Entscheidung der Mehrheit der Diözesanbischöfe, die Viola Kohlberger ihre Zustimmung zu einer Kandidatur für das Amt der Bundeskuratin versagt hat. Kohlberger gehört zu der Gruppe junger Synodal*innen, die sich um einen hohen persönlichen Preis für die Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland eingesetzt hat. Durch ihre Beiträge haben gerade junge Synodal*innen dafür gesorgt, dass sich ein Klima der Offenheit und der demokratischen Debattenkultur entwickeln konnte, das es so zuvor nicht gab. Das bestätigen viele, die an den Treffen des Synodalen Weges teilgenommen haben, auch Bischöfe. Und man muss es so deutlich sagen: Viola Kohlberger zählt zu der immer kleiner werdenden Gruppe ihrer Generation, die sich in Deutschland überhaupt noch innerhalb der katholischen Kirche engagiert und an deren Zukunft glaubt.

Ich erlebe täglich in meiner Arbeit in der Hochschulpastoral, wie das Misstrauen junger Menschen gegenüber der Kirche wächst. Wer sich in dieser Generation für eine offene Gesellschaft und für Gerechtigkeit engagiert, tut das immer seltener unter dem Dach der Kirche. Zunehmend frage ich mich: Wen sieht die Mehrheit der Bischöfe künftig noch in der kirchlichen Jugendarbeit? Ein paar junge Leute mit einem "perfekten" Bekenntnis, die sich in eine religiöse Sonderwelt zurückziehen? Menschen mit "Untertanen-Mentalität", die das offene Wort aus Angst vor Konsequenzen vermeiden? Ich fürchte, in dieser Woche bleibt mit dem vakanten Platz der DPSG-Bundeskuratin eine weitere, vielleicht viel größere Leerstelle: Der Platz für eine wache, junge Zeitgenossenschaft, die Gesellschaft aus dem Geist des Evangeliums mitgestalten will, wird in der Kirche immer häufiger unbesetzt bleiben.

Von Burkhard Hose

Der Autor

Burkhard Hose ist Hochschulpfarrer in Würzburg.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.