Erkenntnis sei erst mit der Zeit gereift

Ex-Stadtdekan zu Eltz fordert Wahlfreiheit bei Zölibat

Veröffentlicht am 07.05.2024 um 11:29 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Eine Freistellung seiner Lebenswahl hätte ihm damals nichts genützt, sagt der ehemalige Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz. Nun äußert er sich zum Zölibat, dem Synodalen Weg und dem neuen Wagnis der Frankfurter Stadtkirche.

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Der frühere Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz fordert Wahlfreiheit beim Zölibat. Er hoffe, dass dies künftigen Priestergenerationen helfe, denn Wahlfreiheit sei Ausdruck von Vertrauen, sagte zu Eltz der "Frankfurter Rundschau" (Montag). In ihm selbst, so zu Eltz, sei erst mit der Zeit die Erkenntnis gereift, dass das, was für den priesterlichen Dienst wesentlich sei, auch in einer Ehe gut geworden wäre – "womöglich besser". Und: "Das war mir damals überhaupt nicht klar, deswegen hätte mir in der Zeit meiner Lebenswahl eine Freistellung nichts genutzt." 

Mit Blick auf Reformen des Synodalen Wegs sieht der ehemalige Frankfurter Stadtdekan das Hauptproblem in der gesamtkirchlichen Rechtsordnung von 1983. Reformen kämen deshalb nur langsam voran, auch wenn es immer eine Weiterentwicklung gebe, die er "im Moment als extrem hinderlich langsam" empfinde. "Es wäre ganz klar mehr Tempo nötig und möglich. Es ist so viel katholische Substanz in den Vorschlägen aus Deutschland, dass man in Rom verrückt sein müsste, das alles links liegen zu lassen", betonte er. Schon beim letzten Besuch der Bischofsdelegation um den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, in Rom sei deutlich geworden, "dass es auf einmal Gesprächsbereitschaft gibt, wo man sie nicht mehr vermutet hätte". Und weiter: "Wenn Rom wirklich so starr wäre, wie es vielen scheint, käme die Kirche nicht durch eine so anspruchsvolle Zeit wie unsere", so zu Eltz. 

Stadtkirche wagt etwas Neues 

Den DBK-Vorsitzenden und Limburger Bischof Bätzing lobte zu Eltz als eine Person, die für wirkliche Veränderungen stehe, auch bei Gegenwind. "Er steht für die Reformagenda und leitet sie auch. Und doch muss er das, wie er selber sagt, immer in Übereinstimmung mit dem Glauben der Kirche und ihrer rechtlichen Grundordnung machen. Und das sind dann auch die Grenzen der Reform", heißt es weiter. "Ein Bischof kann das gesamtkirchliche System nicht verändern", so zu Eltz. Es bedürfe daher Änderungen an der rechtlichen Ordnung der Kirche.  

Nach 14 Jahren als Stadtdekan von Frankfurt am Main hat Johannes zu Eltz am 1. Mai sein Amt niedergelegt. Künftig wird die Frankfurter Stadtkirche nicht mehr von einem Stadtdekan geleitet, sondern von einer Doppelspitze, die vom Stadtsynodalvorstand für fünf Jahre gewählt wird. Zu Eltz sieht darin etwas Demokratisches: "Ein Teil der Katholischen Kirche wird durch eine Frau und einen Mann geführt, die keine Priester sind. Und sie sind gewählt, nicht vom Bischof eingesetzt." Von außen würde man das kaum wahrnehmen, so der ehemalige Stadtdekan, aber für die Kirche sei ein solcher Schritt "eine Mordssache, dass wir uns bei lebendigem Leib aus dem Korsett der hierarchischen Verfassung herauswinden können". Zu Eltz war seit 2010 Stadtdekan von Frankfurt. Er ist weiterhin Mitglied des Limburger Domkapitels und Pfarrer der Frankfurter Dompfarrei St. Bartholomäus. Der Geistliche gehörte unter anderem zu den Teilnehmern des Synodalen Wegs. (mtr)