Kirchentage seien eher Parteitage

Wolfgang Bosbach: Kirche sollte weniger politisch sein

Veröffentlicht am 14.05.2024 um 09:59 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ CDU-Politiker Wolfgang Bosbach wünscht sich weniger Politik in der Kirche – und blickt dabei auch auf die Programme der Kirchentage. Allerdings sieht er Politik und Kirche auch als Schicksalsgemeinschaft. Dazu kommt eine persönliche Verbundenheit.

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Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach wünscht sich von den Kirchen weniger Politik. "Die Kirchentage sind für mich mittlerweile eher Parteitage, und ich finde das keine gute Entwicklung", sagte er dem "Domradio" am Dienstag. Die Kirche müsse Menschen unabhängig von deren politischer Überzeugung erreichen.  "Wenn die Kirchenmitglieder das Gefühl haben, sie passen mit ihrer politischen oder gesellschaftlichen Haltung nicht mehr in ihre Kirche, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Kirche an Akzeptanz verliert."

Die Kirche mache ihm schon seit Jahren Kummer, so Bosbach weiter. "Aber ich bin ja nicht in der Kirche der Institution wegen, sondern weil das für mich eine selbstverständliche Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft ist, unabhängig von den Skandalen der vergangenen Jahre." Kirchen und Parteien sieht er als "Schicksalsgemeinschaft", was den Mitgliederrückgang angeht. Der Altersschnitt steige, es gebe kaum Nachwuchs. "Sie haben in vielen Gottesdiensten noch relativ viele Kinder und dann die älteren Menschen. Aber dazwischen fehlt eine ganze Generation."

Kirche "beste Alternative"

Er persönlich sei sich sicher, dass die Kirche "immer noch die beste Alternative" sei. "Ich fühle mich in der Kirche – auch nach allen Skandalen – wohl, weil ich weiß, was ich meiner Kirche zu verdanken habe." Er sei in der Kirche und der Jugendarbeit großgeworden. Von dieser Treue wolle er etwas zurückgeben.

Bosbach war von 1994 bis 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages. In dieser Zeit war er unter anderem stellvertretender Vorsitzender der Unions-Fraktion und Vorsitzender des Innenausschusses. (cph)