Emeritierter Nuntius warnt vor Klerikalisierung von Laien
Der Schweizer Kardinal und frühere Apostolische Nuntius in Italien und San Marino, Emil Paul Tscherrig, warnt davor, die geweihten Priester durch eine Art Laienpriestertum zu ersetzen. Das führe oft zu Spannungen. "Der Priester hat seine Aufgabe, die Laien die ihre: nur in der Zusammenarbeit und in der Komplementarität dieser beiden Berufungen sind wir Kirche, wie uns das Zweite Vatikanische Konzil gelehrt hat", betonte der emeritierte Nuntius am Montag in einem Interview mit dem Internetportal "kath.ch". Die Kirche sei ein Volk auf dem Weg und müsse sich ständig mit den Veränderungen in der Welt auseinandersetzen.
Dabei sei die Frage der "viri probati" eine alte Diskussion. Auf der einen Seite stünden Priester, die aus anderen Konfessionen konvertiert seien und ihren Dienst in der katholischen Kirche fortsetzten, ebenso wie jene, die sich in einem späteren Lebensabschnitt für das Priesteramt entschieden. "Auf der anderen Seite sind, in der gewärtigen Rechtslage, Frauen vom permanenten Diakonat ausgeschlossen. Es ist möglich, dass diese Frage in der gegenwärtigen Synode wieder Gesprächsthema wird", so Tscherrig. In der Kirche müsse nicht jeder alles machen, vor allem dürfe man nicht Laien zu Klerikern machen. Vom weltweiten synodalen Prozess, der im Herbst in die zweite und letzte Phase geht, erhofft sich der emeritierte Nuntius "größere Zusammenarbeit innerhalb der Kirche". Die Kirche brauche die Laien nicht nur als Helfer der geweihten Amtsträger, sondern als Getaufte, die in "eigener Verantwortung an der Sendung der Kirche teilhaben", so Tscherrig weiter. Als Beispiel nannte er die außerordentlichen Kommunionhelfer, die dort eine große Hilfe seien, wo Priester nicht ständig anwesend sein könnten. "Eine effiziente Zusammenarbeit in diesem Sinn wäre in der Tat eine Art 'Revolution' im Leben vieler Kirchen", sagte er abschließend.
Papst Franziskus hat Tscherrig beim Konsistorium im vergangenen Herbst in das Kardinalskollegium aufgenommen. Kurz darauf wurde er zum Mitglied des höchsten Kirchengerichts, der Apostolischen Signatur, ernannt. Tscherrig stand seit 1978 im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls. Neben Trinidad und Tobago, Dominica, Granada und Barbados war er unter anderem Nuntius in Südkorea, der Mongolei, den nordischen Ländern Schweden, Dänemark, Finnland, Island und Norwegen sowie in Argentinien und als erster Nicht-Italiener in Italien und San Marino. Seit Februar ist er Mitglied des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, seit Mai des Dikasteriums für die Bischöfe. Seine Amtszeit als Nuntius endete im März. (mtr)