Koch: Fürchte keine katholische Kirchenspaltung wegen Frauenweihe
Anders als in der anglikanischen Kirche befürchtet der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch in der Frage nach einer Frauenweihe keine Spaltung unter den katholischen Bischöfen. "Doch auch in der katholischen Kirche sind diesbezüglich heterogene Vorstellungen und Forderungen vorhanden", sagte Koch in einem Interview mit der "Tagespost" (Donnerstag). "Es gibt in Deutschland, in der Schweiz und anderen Ländern nicht wenige Bischöfe, die die Frauenordination entschieden fordern und von ihr geradezu die Zukunftsfähigkeit der katholischen Kirche abhängig machen." Innerhalb der anglikanischen Kirche gibt es große Differenzen bezüglich der Ordination von Frauen zu Priesterinnen und Bischöfinnen. Auch die Segnung homosexueller Paare sorgte zuletzt vor allem bei Anglikanern in Afrika für Unmut.
Auf die Frage, was er dem Primas der anglikanischen Kirche, Erzbischof Justin Welby, sagen würde, antwortete Koch. "Im Gespräch mit Erzbischof Welby müsste ich ehrlicherweise an erster Stelle davon sprechen, dass wir in der katholischen Kirche ähnliche Spannungen bei denselben Fragen haben und dass wir uns gegenseitig helfen könnten, wie diese Spannungen und Spaltungen in der anglikanischen Weltgemeinschaft wie in der katholischen Kirche überwunden werden können."
Koch vermisst Leidenschaft für Kircheneinheit
Koch kritisierte in dem Interview darüber hinaus, dass die Leidenschaft für eine Einheit der Kirchen an vielen Orten erlahmt sei. "Oft will mir scheinen, dass man weithin mit dem ökumenischen Status quo zufrieden und bestrebt ist, sich gegenseitig als Kirchen so anzunehmen, wie sie heute sind", sagte der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen. "Dies ist nach meiner Überzeugung aber nicht die Einheit, um die Jesus in seinem Hohepriesterlichen Gebet den himmlischen Vater gebeten hat."
Angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine plädierte Koch für Verhandlungen mit dem Ziel eines gerechten Friedens. "Es genügt nicht, Verhandlungen zu führen, einfach um Frieden im Sinne des Schweigens der Waffen zu finden", so der Kardinal. "Da beide Seiten verschiedene Vorstellungen von Frieden haben, muss klar gesagt werden, dass es bei Verhandlungen um einen gerechten Frieden in der Ukraine gehen muss." Der gesamte Krieg sei ein Desaster für die Ökumene. Die besondere Tragik liege darin, dass Christen gegen Christen Krieg führten. Dies sei eine "äußerst schlechte Botschaft für die ganze Christenheit". (cbr)