Pater Christoph Kreitmeir über das Sonntagsevangelium

An welchen Gott glauben wir?

Veröffentlicht am 25.05.2024 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
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Ingolstadt ‐ Wenn Pater Christoph Kreitmeir den Taufbefehl Jesu im heutigen Evangelium liest, machen sich viele Gefühle bemerkbar. In Zeiten der Kirchenkrise stellt sich ihm die Frage, wieso der Glaube und die Taufe zu Ladenhütern geworden sind – liegt das an der Frage, an welchen Gott wir eigentlich glauben?

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"Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe." (Mt 28, 18-20)

Jedes Mal, wenn ich diesen Taufbefehl Jesu höre, dann schwingen verschiedenste Gefühle in mir. Ich weiß aus der Kirchengeschichte von unguten Verirrungen dieser Weisung Jesu. Wenn in den Hafenstädten Brasiliens die Sklavenschiffe anlegten und die Verschleppten aus Afrika ausgemergelt die Rampen hinunter getrieben wurden, empfingen sie Patres verschiedenster Orden und gaben ihnen die Zwangstaufe. Danach wurden sie wie Vieh verkauft. Das war die Pervertierung von "und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe."

Ich habe aber auch gute Gefühle, weil ich weiß, wie viele Menschen im Glauben an den christlichen Gott tieferen Sinn, Halt und Frieden fanden. Der Startpunkt dafür war ihre Taufe, in die sie hineinwuchsen. Auch ich wurde als Baby getauft, durfte in einer christlich-katholischen Familie aufwachsen, wurde durch gute Priester geprägt, diente lange als Ministrant und entdeckte in meiner existenziellen Suche als junger Mann nach Krisenjahren meinen Glauben neu. Im Ordensleben versuche ich das zu leben, was Jesus vorgelebt und geboten hat. Für mich ein Glücksfall für meine Sinn- und Lebenssuche!

Immer wieder frage ich mich aber in diesen Zeiten der Kirchenkrise, warum der Glaube und die Taufe zu Ladenhütern geworden sind und finde fast nur enttäuschende Gründe dafür. Vielleicht liegt es neben all den Fehlern von Kirchenvertretern, dem Sich-die-Kirchensteuer-sparen-wollen oder anderen Gründen an der Frage, an welchen Gott wir eigentlich glauben?

Ich glaube in Zeiten von Klimawandel, Raubbau an Wald, Boden und Meer, an Zerstörung durch Kriege oder egoistischer Ausbeutung von Mensch, Vieh und Pflanzen an den dreifaltigen Gott, den Erschaffer der Welt, an ihren Bewahrer und ihre Zukunft. In Zeiten des Gegeneinanders, der Brutalität, des Aug-um-Aug und Zahn-um-Zahn glaube ich an den dreifaltigen Gott des Erbarmens, des Verzeihens und der Zuversicht. In Zeiten von Unfreiheit, Flucht und Vertreibung, von Unfrieden, Unterdrückung, Meinungsunfreiheit und in Zeiten der wachsenden Nationalismen, der ethnischen Abgrenzungen und neurassistischen Abwertungen glaube ich an den dreifaltigen Gott der Befreiung, des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe.

Der Gott, auf den wir getauft sind, ist ein dreifaltiger Gott und doch eins. Uns traue ich wenig zu, IHM alles. Wenn wir unser Leben auf ihn ausrichten, dann erfahren wir seine Kraft und dann können wir das Angesicht der Erde verändern. Es ist höchste Zeit dafür!

Aus dem Evangelium nach Matthäus (Mt 28,16–20)

In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa
auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte.
Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel.
Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen:
Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde.
Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen,
was ich euch geboten habe.
Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Der Autor

Der Franziskanerpater Christoph Kreitmeir arbeitet in der Klinikseelsorge am Klinikum Ingolstadt, in der Erwachsenenbildung und bei Lebenshilfesendungen im Radio Horeb.

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