Streit um geistliche Gemeinschaften und Amtsführung

Vatikan untersucht konservativen französischen Bischof

Veröffentlicht am 04.06.2024 um 12:21 Uhr – Lesedauer: 

Bayonne ‐ Eine weitere französische Diözese im Visier des Vatikans: Dieses Mal ist Bayonne Ziel einer Untersuchung. Wieder geht es um umstrittene geistliche Gemeinschaften, traditionalistische Priester und ein Bistum, das zerstritten ist.

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In Frankreich lässt der Vatikan eine weitere Diözese mit einem betont konservativen Bischof untersuchen. Bei der in dieser Woche beginnenden Untersuchung in der Diözese Bayonne, Lescar und Oloron handelt es sich laut Bischof Marc Aillet aber ausdrücklich nicht um eine Apostolische Visitation, sondern um einen "brüderlichen Besuch" des von Rom beauftragten Erzbischofs Antoine Hérouard. Ursprünglich hatte die Diözese keinen Grund angegeben. In einer Videobotschaft begründete der Bischof die vom Heiligen Stuhl angeordnete Visitation dann Ende Mai mit Beschwerden von Gläubigen, die in Rom eingegangen seien. Dabei ginge es um den Glauben, die Liturgie, seinen Leitungsstil, Finanzen und die Frage des Verhältnisses zwischen Kirche und Gesellschaft. Dazu würden Kleriker und Laien angehört. Der Bischof freue sich auf den Besuch und unterstütze ihn: "Meine einzige Aufgabe dabei ist aber, zu beten."

Unter anderem geht es bei dem "brüderlichen Besuch" um den Umgang des Bischofs mit der kirchlich nicht anerkannten Vereinigung "Alliance des cœurs unis" ("Bündnis der vereinten Herzen"), deren Gründerin Privatoffenbarungen und mystische Visionen empfangen haben soll. Laut Hérouard ist das Ziel seiner Untersuchung nicht, diese Botschaften einzuordnen: "Es geht vielmehr darum, zu sehen, wie sich der Bischof zur 'Alliance des cœurs unis' verhält: ist er hier richtig aufgestellt, oder wirft sein Handeln Fragen auf?" Aillet selbst gehört neben der von ihm geförderten "Alliance" auch der Priestergemeinschaft "Communauté Saint-Martin" an, die von Beobachtern dem konservativen identitären Katholizismus zugerechnet wird. Während der Corona-Pandemie fiel Aillet durch eine Pressemitteilung auf, in der Positionen von Impfgegnern vertreten wurden.

Zuvor Generalvikar im Skandal-Bistum Fréjus-Toulon

Der 67-jährige war vor seiner Ernennung zum Bischof von Bayonne im Jahr 2008 in der Diözese Fréjus-Toulon Generalvikar unter Bischof Dominique Rey. Rey wurde im vergangenen November nach einer Visitation seines Bistums ein Koadjutor-Bischof an die Seite gestellt, der unter anderem für den Klerus und die Ausbildung, die Verwaltung sowie für die Orden und Gemeinschaften zuständig ist. In Fréjus-Toulon kam es durch die Ansiedlung von konservativen geistlichen Gemeinschaften zu Konflikten, zeitweise verhängte der Vatikan einen Stopp für Weihen und Ordensgelübde. In Bayonne scheint es ähnliche Konflikte zu geben. Französischen Medienberichten zufolge habe Aillet seit seiner Ernennung zum Bischof einen betont konservativen Kurs gefahren und geistliche Gemeinschaften, darunter auch traditionalistische, gefördert. Erzbischof Hérouard hatte bereits die Apostolische Visitation in Fréjus-Toulon geleitet.

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte Hérouard, dass er nach den ersten Gesprächen Anfang Juni sowie Anfang Juli dem Heiligen Stuhl einen Bericht vorlegen werde, auf dessen Grundlage das weitere Vorgehen in Rom entschieden würde. Maßnahmen könnten Anordnungen oder eine formale Visitation sein. "Aber so weit sind wir noch nicht", betonte der Erzbischof. (fxn)