Mittermeier, Sträter und 100 andere Comedians bei Papst Franziskus
Am Ende hielt es Jimmy Fallon, Michael Mittermeier und Chris Rock nicht mehr auf ihren brokatbezogenen Stühlen. Nach der Audienz bei Papst Franziskus nutzten die Comedians aus den USA und Deutschland die Gelegenheit, ein bisschen fürs "Familienfoto" herumzualbern. Dazu gruppierten sich rund um den Papst mehr als 100 Humorkünstler aus aller Welt. Sie alle hatte das Kirchenoberhaupt in den Vatikan eingeladen, um ihnen für ihre Arbeit zu danken.
Dass sie mit Humor und Ironie Menschen zum Lachen bringen, Grenzen und Vorurteile überwinden, Hoffnung geben und auf positive Weise Probleme ansprechen, sei gerade in diesen Zeiten besonders wichtig, sagte Franziskus. Seine Gäste waren Schauspieler, Moderatoren, Comedians, Cartoonisten und Komiker aus Europa, den USA, Südamerika und Osttimor. Aus dem deutschsprachigen Raum waren Torsten Sträter, Annette Frier, Meltem Kaptan, Till Reiners, Michael Mittermeier und die Schweizerin Hazel Brugger in die prachtvolle Sala Clementina gekommen.
Vorurteile durch Lachen brechen
"Großartig!", so die deutsch-türkische Komikerin und Schauspielerin Meltem Kaptan anschließend. "Was für ein Rahmen, um die Bedeutung des Humors zu feiern, gerade in dieser Zeit", sagte die 43-Jährige. "Ich mit meinem türkisch-muslimischen Hintergrund hab keine Sekunde gezögert, herzukommen. Denn darum geht es ja: dass wir zusammenkommen und Begegnungsräume schaffen. Wenn wir gemeinsam vielleicht auch über Vorurteile lachen, dann brechen wir sie auch umso mehr. Dass der Vatikan das möglich macht, finde ich eine ganz tolle Sache." Sie habe sich mit Comedians aus der ganzen Welt austauschen können. "Das sind ja Leute, die ganz viele Einladungen bekommen, aber so eine noch nie", schwärmte Kaptan.
"Es war eindrucksvoll, erhebend, würdevoll", sagte Torsten Sträter, der für die Audienz die übliche Mütze mit einem schicken Hut getauscht hatte. "Und man konnte dem Papst die Hand schütteln – ein Once-in-a-Lifetime-Erlebnis", so der 57-jährige Comedian. "Wir haben alle schon Papstwitze gemacht, das ist vollkommen klar. Trotzdem hier zu sitzen, und der Papst hält eine Mischung aus Predigt und Rede – das war erhebend. Ich will gar nichts Ironisches, Komikermäßiges dazu sagen: Es war beeindruckend", so Sträter. "Also, ich setze mich gleich mal auf einen Espresso in die Ecke und überlege, ob ich wieder in die Kirche eintrete." Dass er evangelisch geprägt sei, spiele keine Rolle. "Das ist doch ein und derselbe Gott!"
Katholische Kirche fördert Humor
Die Schweizer Comedienne Hazel Brugger beeindruckte vor allem "die extreme Ausstrahlung" des Papstes. Mit seinen Worten über die Kraft des Humors habe er recht: "Es ist im Optimalfall schon so, dass die Humorexekutive, zu der ich auch gehöre, Gefälle überwinden, Leute zusammenbringen und durch schwierige Zeiten ein bisschen lindernd führen kann", so die 30-Jährige. "Ich weiß es sehr zu schätzen, dass die katholische Kirche so eine Geste bringt und nicht nur Humor akzeptiert, sondern ihn auch fördert", lobte sie. "Also zehn von zehn Punkten!" Sie selbst sei nicht religiös geprägt: "Ich bin ein weißes Blatt in Sachen Religiosität. Aber jetzt hab ich einen Eintrag – vom Papst!", sagte Brugger, die ihren Mann Thomas Spitzer mitgebracht hatte.
Michael Mittermeier wurde von seiner Frau Gudrun begleitet. Sie schenkten dem fußballbegeisterten Papst aus Argentinien ein pinkes Trikot der deutschen Nationalelf mit der Rückenaufschrift "Franziskus 10" – mit Blick auf Maradona und die Zehn Gebote. Franziskus habe auf Deutsch "Dankeschön" gesagt und gelächelt, freute sich Mittermeier. "Ich hab den Papst zum Lachen gebracht!" Doch, wie auch Franziskus selbst gesagt habe, liegen Komik und Tragik nah beieinander: "Ich habe gesagt, es wäre schön, wenn er unsere vier toten Kinder segnet", sprach Mittermeier Schicksalsschläge an, die er inzwischen auch in seinem Bühnenprogramm zum Thema macht. "Und das hat er gemacht! Er hat sie gesegnet." Der Papst sei zwar alt und gebrechlich, "aber er hat sehr wache Augen".
Am Ende appellierte Franziskus an seine Gäste, weiterzumachen mit ihrer Kunst. "Helfen Sie uns, mit einem Lächeln die Realität mit ihren Widersprüchen zu erkennen und von einer besseren Welt zu träumen!" Um eine bessere Welt ging es auch beim nächsten Termin des Papstes an diesem Freitag. Nicht lange nach dem Treffen mit den Komikern startete er im Hubschrauber zum G7-Gipfel in Apulien.