Viganò lehnt Verteidigung gegen Schisma-Vorwurf ab
Erzbischof Carlo Maria Viganò ist der Vorladung ins Glaubensdikasterium nicht gefolgt und wird sich auch nicht dem Prozess wegen des Verdachts auf ein Schisma stellen. Am Samstag veröffentlichte der ehemalige US-Nuntius eine Erklärung, mit der er Medienberichte zurückwies, er sei am Freitag zu seinem Gerichtstermin erschienen. Er werde auch die vom Vatikan gesetzte Frist ignorieren, bis zu der er sich gegen die Vorwürfe verteidigen kann: "Ich habe nicht die Absicht, mich einem Schauprozess zu unterziehen, in dem diejenigen, die mich unparteiisch beurteilen sollen, um die katholische Orthodoxie zu verteidigen, gleichzeitig diejenigen sind, die ich der Häresie, des Verrats und des Machtmissbrauchs beschuldige." Da Viganò selbst nicht tätig wird, wird nun vom Dikasterium ein Pflichtverteidiger für ihn bestellt.
Viganò erklärte, weder die Autorität des Glaubensdikasteriums noch seines Präfekten noch die Autorität "desjenigen, der ihn ernannt hat", anzuerkennen. Nicht er habe sich eines Schismas schuldig gemacht, sondern Papst Franziskus: "Bergoglios 'Kirche' ist nicht die katholische Kirche, sondern die 'konziliare Kirche', die aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil hervorgegangen ist und kürzlich in die nicht weniger häretische „synodale Kirche“ umbenannt wurde. Wenn ich von dieser 'Kirche' als durch Schisma getrennt erklärt werde, wird dies für mich ein Grund zur Ehre und zum Stolz sein."
Parolin enttäuscht von ehemaligem Mitarbeiter
Am Freitag hatte Viganò selbst das Dekret veröffentlicht, mit dem ihn das für Straftaten gegen den Glauben zuständige Glaubensdikasterium vorgeladen hatte. Daraus ging hervor, dass gegen ihn ein Strafprozess auf dem Verwaltungsweg eröffnet wurde. Dem Erzbischof werden "öffentliche Äußerungen, aus denen eine Leugnung notwendiger Punkte hervorgeht, die für den Erhalt der Gemeinschaft mit der katholischen Kirche notwendig sind", zur Last gelegt. Konkret gehe es um die Leugnung der Legitimität von Papst Franziskus und den Bruch der Gemeinschaft mit dem Papst sowie die Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Auf die Straftat eines Schismas steht die Exkommunikation als Strafe. In besonders schweren Fällen können weitere Strafen bis hin zur Entlassung aus dem Klerikerstand verhängt werden.
Ebenfalls am Freitag äußerte sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Rom am Rande einer Konferenz gegenüber "Vatican News" zu dem Fall: "Monsignore Viganò hat bestimmte Haltungen und Gesten eingenommen, für die er sich verantworten muss." Parolin, der als Kardinalstaatssekretär Vorgesetzter von Viganò war, als dieser noch als Nuntius im Dienst war, äußerte über die Entwicklung sein Bedauern. "Es tut mir sehr leid, denn ich habe ihn immer als einen großen Arbeiter geschätzt, der dem Heiligen Stuhl gegenüber sehr loyal war und der in gewissem Sinne auch ein Vorbild war. Als er Apostolischer Nuntius war, hat er gut gearbeitet. Was jetzt mit ihm passiert ist, weiß ich nicht."
Immer stärkere Radikalisierung
Zusätzlich zur Exkommunikation können bei einem Schisma weitere Strafen wie Aufenthaltsverbote, Geldbußen und das Verbot, geistliche Kleidung zu tragen, verhängt werden. Bei "andauernder Widersetzlichkeit" oder besonders schwerem Ärgernis können weitere Strafen bis hin zur Entlassung aus dem Klerikerstand verhängt werden. Eine Tatstrafe tritt bereits mit Begehung der Tat automatisch ein, ihre volle Wirkung erlangt sie aber erst durch eine formale Feststellung durch einen Strafprozess oder ein Strafdekret. Das Schisma gehört zu den schweren Verstößen gegen den Glauben, für die das Glaubensdikasterium als Gerichtsbehörde zuständig ist.
Viganò war ab 1973 im Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls, zuletzt war er von 2011 bis 2016 Nuntius in den USA. Nach Ende seiner Amtszeit entwickelte er sich zu einem der schärfsten Kritiker von Papst Franziskus, dem er persönliche schwere Versäumnisse im Umgang mit dem mittlerweile aus dem Kardinals- und Klerikerstand entlassenen Theodore McCarrick vorgeworfen hatte. In den vergangenen Jahren radikalisierte sich Viganò immer mehr und verbreitete vor allem im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie Verschwörungsmythen, politisch sprach er sich für den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und den russischen Präsidenten Wladimir Putin aus. Im vergangenen Dezember kündigte er an, ein traditionalistisches Priesterseminar in Mittelitalien gründen zu wollen und bezog sich immer wieder positiv auf den Schismatiker Marcel Lefebvre, den Gründer der Piusbruderschaft. (fxn)