Erzbischof Gänswein: Schulde dem Papst Ehrfurcht und Gehorsam
Erzbischof Georg Gänswein betrachtet die Spannungen zwischen ihm und Papst Franziskus einem Zeitungsbericht zufolge als beigelegt. "Was sachlich zu klären war, wurde fein säuberlich geklärt", sagte der frühere Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Papst Franziskus ist der Nachfolger Petri, dem ich Ehrfurcht und Gehorsam schulde", unterstrich Gänswein. Er erläuterte: "Es ist von 'sogenannten' Unstimmigkeiten zu sprechen, denn diese wurden hauptsächlich von interessierter Seite in die Welt gesetzt und künstlich am Leben gehalten." Nun gelte es, "um es mit dem heiligen Paulus zu sagen: Ich schaue nicht mehr zurück, sondern richte mich nach dem, was vor mir liegt."
Franziskus hatte Gänswein Ende Juni zum Botschafter des Heiligen Stuhls in den baltischen Ländern Litauen, Estland und Lettland ernannt. Seinen Sitz hat der apostolische Nuntius in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Die Diplomatenakademie im Vatikan hat der 67-Jährige nicht durchlaufen. Gänswein war bis zu dessen Tod 2022 ein enger Begleiter des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Als Privatsekretär begleitete Gänswein Ratzinger 19 Jahre lang, schon bevor dieser 2005 zum Papst gewählt wurde. Kurz vor seinem Amtsverzicht 2013 ernannte Benedikt XVI. Gänswein außerdem zum Erzbischof und zum Präfekten des Päpstlichen Hauses. Dieses Amt hatte Gänswein zunächst auch noch unter Papst Franziskus inne, der ihn Anfang 2020 jedoch von diesen Aufgaben entband.
Dem war ein interner Streit über die Veröffentlichung eines Buches über den Zölibat vorausgegangen, als dessen Mitherausgeber fälschlicherweise der emeritierte Papst Benedikt angegeben worden war. Kurz nach dem Tod Benedikts am 31. Dezember 2022 kam es zum erneuten Zerwürfnis zwischen Papst Franziskus und Gänswein, als dieser ein Buch mit dem Titel "Nichts als die Wahrheit" veröffentlichte, das unter anderem von Konflikten zwischen Papst Franziskus und seinem Vorgänger handelt. Im Juli vergangenen Jahres dann entband Franziskus Gänswein von allen vatikanischen Aufgaben und schickte ihn ohne feste Zuständigkeit in sein Heimatbistum Freiburg. (epd)