Bischöfe in Kroatien: Einführung von Gender-Studien an Uni überdenken
Die Kirche in Kroatien hat sich mit kritischen Worten in die öffentliche Debatte um das Studienfach Gender-Theorie eingeschaltet. Die Bischöfe brachten am Mittwoch in einer Erklärung ihre Besorgnis zum Ausdruck und forderten die Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft auf, die Einführung des Studiengangs an der Philosophischen Fakultät in Zagreb zu überdenken. "Wir haben das Bedürfnis, die christliche Position zu verteidigen und gleichzeitig unsere Besorgnis über die Ankündigung der Einführung solcher Studien zum Ausdruck zu bringen", heißt es in der Erklärung.
Zwar wolle man sich aus ideologischen und politischen Debatten heraushalten und nicht in die akademische Freiheit eingreifen, dennoch sehe man sich in der Pflicht, einige Aspekte der Gender-Theorie aufzuzeigen, die der Gesellschaft langfristig schaden könnten, so die Bischöfe weiter. Bestimmte Lehrveranstaltungen wie feministische Theorie, Geschlechtergeschichte und queere Linguistik würden den Eindruck erwecken, dass "die Gender-Ideologie indirekt in das kroatische Bildungssystem eingeführt werden soll", so die Oberhirten. Gleichzeitig wird an die Äußerungen von Papst Franziskus erinnert, der die "Gender-Ideologie" wiederholt als "hässlichste Gefahr" bezeichnet hat, die versuche, die Geschlechtsunterschiede zwischen Mann und Frau auszulöschen. "Der Pontifex hat die Kirche aufgefordert, den Einfluss der Gender-Ideologie zu überprüfen und Untersuchungen durchzuführen", betonen die Bischöfe. "Die Kirche in Kroatien wird sich dem anschließen". Auch das vatikanische Glaubensdikasterium hat mit dem Dokument "Dignitas Infinita" vom April die Gender-Theorie abgelehnt.
Über die Einführung des Studienfachs hatte es in den vergangenen Tagen heftige Diskussionen und Polemiken in der kroatischen Öffentlichkeit geben. Er wäre landesweit der erste. Politiker konservativer Parteien warnten vor einer "Gender-Ideologie", die Geschlechterunterschiede leugne. Progressivere Politiker hingegen begrüßten die Einführung, da die Gesellschaft dringend solche Experten brauche, die Geschlechterrollen erforschen und an der Sensibilisierung und Prävention von Gewalt gegen Frauen arbeiten. Bereits 2018 befürchteten Konservative in Kroatien, dass die sogenannte "Istanbul-Konvention" gegen häusliche Gewalt die "natürliche Geschlechterordnung" untergraben würde. Das kroatische Parlament stellte sich damals gegen die katholische Kirche und sprach sich für die Ratifizierung aus. (mtr)