Theologin zu neuer Studie: Nur scheinbare AfD-Nähe zur Kirche
Die katholische Theologin Marianne Heimbach-Steins warnt Christen davor, Positionen der AfD für vereinbar zu halten mit der Lehre der Kirche. Bei oberflächlicher Betrachtung könne dieser Eindruck etwa bei Themen wie Abtreibung oder Familie entstehen, sagte sie am Wochenende dem Portal "Kirche-und-Leben.de" im Bistum Münster: "Zum Beispiel tritt die Partei für ein traditionelles Familienbild ein und möchte Frauen darin bestärken, der Erziehung ihrer Kinder den Vorrang vor Erwerbstätigkeit zu geben."
Bei näherem Hinsehen zeige sich aber, dass sie damit etwas ganz Anderes anstrebe als die katholische Kirche: "Es geht ihr um den Erhalt des 'deutschen Staatsvolks'. Familienpolitik der AfD ist Bevölkerungspolitik für deutsche Mittelschichtfamilien." Über solche Beispiele einer nur scheinbaren Nähe hinaus dürfe man aber nicht ignorieren, dass es Verflechtungen gebe zwischen der politischen Rechten und der religiösen Rechten, die Menschen aus dem christlich-fundamentalistischen Spektrum in eine Nähe zur AfD bringe.
Große Unterschiede bei Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit
Heimbach-Steins leitet das Institut für Christliche Sozialwissenschaften an der Uni Münster. Zusammen mit dem Sozialethiker Alexander Filipovic hat sie am Freitag eine aktualisierte Studie zu AfD und Kirche veröffentlicht. Die wichtigste Erkenntnis daraus: Zwischen den Positionen der AfD und der katholischen Kirche gibt es noch größere Differenzen als bei der ersten Studie dieser Art von 2017. Unter anderem sei das Völkisch-Nationalistische in der Partei stärker geworden und der Populismus deutlicher.
Große Unterschiede gebe es vor allem in Bezug auf Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, betonen die Autoren. Sie halten eine klare Abgrenzung gegenüber populistischen und menschenverachtenden Tendenzen für wichtig und rufen dazu auf, sich an christlichen Werten orientiert gesellschaftspolitisch einzubringen. Heimbach-Steins fügte hinzu, dass gerade Menschen, die sich aus christlicher Überzeugung bisher schon gesellschaftlich und politisch engagieren, in der Regel weniger anfällig seien für rechtspopulistische und rechtsextreme Propaganda: "Diese Menschen in ihrem Engagement zu bestärken und zu unterstützen, ist ein zentrales Anliegen, das wir mit unserer Forschung verbinden."
Ein weiteres Ziel der Studie sei es, Menschen zu informieren und zu bestärken, "die darüber nachdenken, welche Konsequenzen eine Politik, wie die AfD sie entwirft, für unsere Gesellschaft, für Europa und für die Bearbeitung der großen Probleme unserer Zeit hätte, und die dem etwas entgegensetzen wollen". (KNA)