Die Kirchenmänner sind im Weinberg des Herrn nicht allein
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Fast klingt es nach Revolution. "Petersdom stellt erstmals Frauen für künstlerische Instandhaltung ein", titelt "Vatican News". Kirchliche Medien in aller Welt stimmen ein in den Sound des Fortschritts. Der Vatikan. Die Frauen. Wirklich vorne mit dabei. Nun ja.
Eine Überschrift, in der die Begriffe "Vatikan" und "erstmals" und "Frauen" auftauchen, fällt immer ins Auge. Denn nach wie vor geht es um die Grundfrage, wie männlich die katholische Kirche ihr Amts- und Weiheverständnis auslegt. Nach allen "Schluss der Debatte"-Beteuerungen gibt es noch Debatte. Immer noch. Gut so.
Fast zeitgleich kamen Ende voriger Woche zwei Äußerungen hinzu. Zum einen äußerte sich Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ, als "Generalrelator" der Weltsynode derzeit medial so etwas wie der nachdenkliche Vordenker des Papstes. Dem Magazin "America" der US-Jesuiten sagte er: Wenn Frauen das Gefühl hätten, dass zwar "auf ihre Stimme gehört wird wie auf die der Männer, sie sich aber dennoch dadurch diskriminiert fühlen, dass sie kein Weiheamt wahrnehmen können, dann müssen wir darüber nachdenken". Im Formulieren geht Hollerich übrigens zurück zu Adam und Eva und der Schöpfungsgeschichte. "Dominus Iesus" erwähnt er nicht.
Kurz zuvor veröffentlichte die britische katholische Theologin Tina Beattie (69) einen Text unter dem Titel "Frauen in der Kirche: Ersparen Sie mir dieses platte Geschwafel". Ja, der Titel ist pointiert. Er trifft aber wohl die wachsende Skepsis, mit der viele Frauen auf die soundsovielte vatikanische Kommission zur Frage eines "Diakonats der Frau" und offizielle Trostworte dazu hören. Wie sagte Hollerich: "Wenn Frauen sich in der Kirche nicht gut aufgehoben fühlen, haben wir als Christen versagt."
Ach ja, auch Papst Franziskus hat sich wieder zum Thema geäußert, im Vorwort eines Buches. "Auf die Frauen hören", titelt "Vatican News". Papst-üblich kommt dann die Warnung vor einer „Klerikalisierung“ der Frauen, falls man ihnen einfach den Zugang zu Weiheämtern freiräume.
Mir würde schon reichen, wenn Franziskus – er könnte das erreichen, ohne irgendein Dogma zu verletzen – einfach seine Möglichkeiten nutzt und beim nächsten Konsistorium einige Frauen zu Kardinälinnen erhebt. Dann würden die Herren Kardinäle vielleicht stets bedenken, dass sie im Weinberg des Herrn nicht alleine sind.
Der Autor
Christoph Strack ist Leiter des Bereichs Religionen der Deutschen Welle.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.