Theologin kritisiert Verzögerung und "Geschwafel" bei Rolle der Frau
Die englische Theologin Tina Beattie übt scharfe Kritik an der "Verzögerung" in der katholischen Kirche bei der Stärkung der Rolle der Frauen. Stattdessen gehe "das platte Geschwafel über die Charismen und Gaben der Frauen Jahr für Jahr" weiter, schreibt Beattie in einem am Donnerstag veröffentlichten Beitrag auf der Website der US-amerikanischen katholischen "Sacred Heart University" in Fairfield (Connecticut). Hintergrund der Bemerkungen der emeritierten Professorin für katholische Studien an der Londoner Roehampton-Universität ist das am Dienstag veröffentlichte Arbeitspapier zur zweiten Sitzungsphase der Weltsynode und die gleichzeitige Ankündigung des Glaubensdikasteriums, ein Dokument über die Rolle von Frauen bei der Leitung der Kirche vorzulegen. Letzteres solle als Entschädigung dafür angesehen werden, dass bei der Synode in Rom nicht weiter über das Frauendiakonat diskutiert werden soll, vermutet Beattie.
Im neuen Arbeitspapier ("Instrumentum laboris") wird darauf verwiesen, dass das Thema Frauendiakonat weltkirchlich umstritten und viele Ortskirchen dagegen sind. Deswegen werde die Frage nicht auf der Weltsynode behandelt, sondern "in einem angemessenen Zeitrahmen und auf angemessene Weise fortgesetzt". Papst Franziskus hatte bereits im Vorfeld verfügt, dass bestimmte Reformthemen wie etwa das Diakonat der Frau aus den Beratungen ausgelagert und stattdessen Studienkommissionen dazu eingerichtet werden sollen.
"Nicht mehr das geringste Interesse an dem Geschwätz"
Beattie erklärte dazu, dass ein gesamtkirchlicher Konsens nicht die Voraussetzung für jede lehrmäßige Entwicklung und Veränderung in der Kirche sein könne. Dabei spricht sie die Kirche in Afrika an, die meistens als "Quelle des Widerstands" gegen das Frauendiakonat angeführt werde. Doch was für die Kirchenhierarchie gelte, treffe nicht immer auf das Volk zu: "Einige afrikanische Bischöfe sind in patriarchalischen Kulturen und Werten verhaftet, aber andere haben den Kampf der afrikanischen Frauen gegen das Patriarchat lautstark unterstützt." Die Theologin weiter: "Meine Arbeit mit afrikanischen Theologinnen hat mich zu der Überzeugung gebracht, dass die Kirche in einigen Teilen Afrikas südlich der Sahara viel mehr Möglichkeiten für die Leitung und Mitwirkung von Frauen bietet als ihre westlichen Pendants."
"In dem Maße, in dem immer mehr Frauen gebildet und selbstbewusst ihre Rechte, Pflichten und Möglichkeiten in säkularen Institutionen und Kulturen wahrnehmen, wird es immer weniger tolerierbar, dass die katholische Hierarchie uns mit herablassenden Plattitüden und romantischen Stereotypen bevormundet", schreibt Beattie. Sie könne und wolle ihren katholischen Glauben nicht aufgeben. "Aber ich habe nicht mehr das geringste Interesse an dem Geschwätz einer zölibatären männlichen Hierarchie, wenn es um Frauen geht." Sie interessiere sich auch nicht mehr für den Vatikan, seine Synoden und deren Papiere. "Vielleicht ist das eine Art von Verzweiflung, aber es erlaubt mir, sowohl meinen Verstand als auch meinen Glauben zu bewahren." (mal)