Wie "in billiger Enthüllungsliteratur" werde ein Skandal konstruiert

Kardinal Müller weist Vorwurf zweifelhafter Finanzaktionen zurück

Veröffentlicht am 02.08.2024 um 10:24 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Hat es während der Amtszeit von Kardinal Müller als Präfekt der Glaubenskongregation dort finanzielle Unregelmäßigkeiten gegeben? Diesen Vorwurf erhob am Mittwoch eine US-Nachrichtenseite. Nun hat sich der Kardinal selbst zu Wort gemeldet.

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Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe während seiner Amtszeit als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation (seit 2022: Dikasterium für die Glaubenslehre) zweifelhafte Finanzaktionen getätigt. Da sich manche offenbar oft mit der Frage konfrontiert sähen, weshalb er 2017 nach fünf Jahren nicht in seinem Amt bestätigt worden sei, werde "wie in billiger Enthüllungsliteratur ein Finanzskandal konstruiert", sagte Müller der Wochenzeitung "Die Tagespost" mit Blick auf einen entsprechenden Bericht der US-Nachrichtenseite "The Pillar" von Mittwoch. Man hätte sich "das Wiederaufrühren eines längst geklärten Vorgangs sparen können, wenn man wie schon Kardinal Pell feststellen musste, dass der Kongregation unter dem Strich kein einziger Cent verlorenging", so der 76-jährige Kardinal weiter.

Große Summen Bargeld und unklare Geldüberweisungen

"The Pillar" hatte berichtet, dass finanzielle Unregelmäßigkeiten der Grund für das Ende der Amtszeit Müllers als Glaubenspräfekt gewesen seien. Mehrere – namentlich allerdings nicht genannte – Quellen im Vatikan hätten unabhängig voneinander erklärt, dass der Abgang des Kardinals im Sommer 2017 auf eine Untersuchung zurückzuführen sei, bei der große Summen Bargeld in Büros der Glaubenskongregation sowie unklare Geldüberweisungen auch auf Müllers Privatkonto entdeckt worden seien. So seien im Rahmen der Untersuchung rund 200.000 Euro, die eigentlich für das Bankkonto der Kongregation bestimmt gewesen seien, auf Müllers Konto gefunden worden.

Die Ergebnisse der Untersuchung, die vom Wirtschaftssekretariat unter Kardinal George Pell durchgeführt worden sei, seien Ende 2015 Papst Franziskus vorgelegt worden. Als Reaktion darauf habe Franziskus Müller aufgefordert, das auf seinem Privatkonto liegende Geld der Glaubenskongregation zurückzuüberweisen. Weitere Sanktionen gegen den Kardinal seien danach zwar nicht erfolgt. Müllers überraschendes Ende als Präfekt zwei Jahre später sei laut den Quellen jedoch auf die Ergebnisse der Untersuchung und den dabei festgestellten nachlässigen Umgang mit Geld in der Kongregation während der Amtszeit des Kardinals zurückzuführen.

Müller: Habe durch Fundraising neue Möbel beschaffen lassen

Laut "The Pillar" war bei der Untersuchung zudem der Verbleib eines großen, antiken Konferenztisches, der lange Zeit im Hauptkonferenzsaal der Kongregation gestanden habe, überprüft worden. Namentlich ebenfalls nicht genannten Quellen zufolge habe Müller als Präfekt für mehrere zehntausend Euro einen neuen, moderneren Konferenztisch bestellt und den alten Tisch danach an einen bayerischen Möbelhersteller und Antiquitätenhändler – angeblich ein persönlicher Freund des Kardinals – übergeben. Im Rahmen der Untersuchung sei bemängelt worden, dass Müller gar nicht die Befugnis gehabt habe, den alten Tisch wegzugeben, da das Möbelstück nicht der Kongregation, sondern der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls gehört habe. Dazu erklärte Müller gegenüber der "Tagespost", dass er als Präfekt durch Fundraising wertvolle neue Möbel für die Kongregation habe beschaffen lassen. Der Sitzungstisch der Kongregation sei baufällig gewesen und deshalb – mit Zustimmung der Güterverwaltung – fachgerecht entfernt worden.

Müller bestätigte der Zeitung jedoch, dass der langjährige Ökonom der Kongregation Geld zwischen einzelnen Konten der Kongregation hin und her gebucht und "ungewöhnlich viel Bargeld" aufbewahrt habe. Dies sei jedoch nicht illegal gewesen. Der Mitarbeiter habe zudem "nicht das Geringste" vom Eigentum der Kongregation verloren gehen lassen. (stz)