Standpunkt

Niederschwellige Angebote für einen positiven Zugang zu Kirche

Veröffentlicht am 06.08.2024 um 00:01 Uhr – Von Pia Dyckmans – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Ministrantenwallfahrt hat gezeigt, dass Kirche auch für junge Menschen noch attraktiv ist, kommentiert Pia Dyckmans. Dafür brauche die Kirche Mut für Neues und eine konstruktive Fehlerkultur. Dazu gehöre auch ein kritischer Umgang mit sich selbst

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Die internationale Ministrantenwallfahrt nach Rom hat eindrucksvoll gezeigt, dass das Angebot der katholischen Kirche auch für junge Menschen noch attraktiv ist. Unter den 50.000 Minis waren auch einige aus dem Bistum Eichstätt dabei. Abseits des offiziellen Programms gab es einen Strandtag und ein Abendgebet bei Sonnenuntergang und Meeresbrandung. Ein junger Teilnehmer der Wallfahrt brachte es treffend auf den Punkt: "Das Gebet am Strand war einfach wunderschön und hat mich sprachlos gemacht." Diese Worte verdeutlichen, dass spirituelle Erlebnisse in unkonventionellen Formen eine tiefe Wirkung entfalten können. Es zeigt aber auch, wie wichtig es ist, dass die Kirche den Mut aufbringt, raus zu den Menschen zu gehen, ihr Angebot an Nicht-Kirchliche-Settings anzupassen und sich nach "neuen" Zielgruppen auszurichten.

Die Kirche steht vor der Herausforderung, Menschen in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft zu erreichen. Traditionelle Angebote und Formen sprechen heute viele nicht mehr an. Es ist Zeit, dass Kirche aktiv wird. Niederschwellige Angebote können ein Schlüssel sein, um wieder positive Assoziationen mit der Kirche zu wecken. Das Gebet am Strand ist ein perfektes Beispiel dafür. Solche Erlebnisse sind nicht nur für Jugendliche attraktiv, sondern könnten auch andere Altersgruppen ansprechen, wenn sie offen für neue Formen spiritueller Praxis sind.

Die Kirche bzw. ihr Bodenpersonal muss nur mutig genug sein, Neues zu wagen, dabei eine konstruktive Fehlerkultur zu entwickeln und Kritik von Altgedienten auszuhalten. Damit könnte Kirche nicht nur neue Zielgruppen erreichen, sondern auch ihre traditionellen Mitglieder auf neue Weise ansprechen.

Hier stellt sich jedoch eine grundlegende Frage: Handelt es sich wirklich um neue Zielgruppen oder sind es nicht eigentlich die bisherigen, die sich lediglich weiterentwickelt und andere Bedürfnisse haben? Diese Frage könnte der Schlüssel zum Verständnis sein, wie die Kirche sich zukunftsfähig aufstellen kann. Es geht nicht nur darum, neue Menschen zu erreichen, sondern auch oder vor allem darum, bestehende Mitglieder relevante und erfüllende spirituelle Erfahrungen zu bieten.

Von Pia Dyckmans

Die Autorin

Pia Dyckmans ist Pressesprecherin und Stabstellenleiterin Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Eichstätt.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.