Frauenweihe bei Weltsynode ausgeklammert – bleibt aber weiter Thema
"Die Synode befasst sich nicht mit der Frage der Priesterweihe von Frauen, weil sie nicht von der ganzen Welt aufgeworfen worden ist." Mit diesem Satz begründete der Generalrelator der Weltsynode, Luxemburgs Kardinal Jean-Claude Hollerich, in einem "Vatican News"-Interview, warum Weihämter für Frauen keine Rolle bei der zweiten Synoden-Sitzung spielen sollen. Ähnlich liest sich auch das kurz zuvor veröffentlichte Instrumentum laboris. "Während einige Ortskirchen für die Zulassung von Frauen zum diakonischen Dienst plädieren, bekräftigen andere ihre Ablehnung", heißt es dort. "Es ist gut, dass die theologische Reflexion über diese Frage, die nicht im Rahmen der Zweiten Sitzung thematisiert werden wird, in angemessener Zeit und Art und Weise fortgesetzt wird."
Was aus vatikanischer Sicht mit angemessener Art und Weise konkret gemeint ist? Eine Studiengruppe wird sich mit den Fragen nach der "notwendigen Beteiligung der Frauen am Leben und an der Leitung der Kirche" beschäftigen. Verantwortet wird sie vom Glaubensdikasterium und dem Synodensekretariat. Während die Mitgliederlisten aller anderen Studiengruppen zu den Themen der Weltsynode vom Vatikan veröffentlicht wurden, bleibt allerdings unklar, wer dieser Kommission angehört. Immerhin: Ein offizielles Dokument wurde angekündigt, das kirchenrechtliche und theologische Grundsatzfragen zu "spezifischen kirchlichen Ämtern" klären soll. Dazu gehört auch die Frage nach der "notwendigen Beteiligung der Frauen am Leben und an der Leitung der Kirche". Der Veröffentlichungstermin dieses Schreibens? Ebenfalls unklar.
Diskussionen sind nicht verstummt
Die Frage, ob Frauen zu Diakoninnen oder anschließend vielleicht sogar zu Priesterinnen geweiht werden können, beschäftigt die Weltsynode von Anfang an. Das Instrumentum laboris zur ersten Sitzungsperiode hatte die Frage nach einer Frauenweihe im vergangenen Jahr noch explizit aufgegriffen und als Reflektionsthema benannt: "Die Kontinentalversammlungen des Nahen Ostens, Lateinamerikas, Ozeaniens und Europas sowie die Synthesen zahlreicher Bischofskonferenzen fordern, die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat neu zu überdenken. Ist es möglich, das vorzusehen, und in welcher Form?" Mit der Ausgliederung der Thematik aus den Beratungen der Weltsynode versuchen die Verantwortlichen jetzt offenbar, kontroverse Debatten – und damit einhergehend vielleicht sogar Entscheidungen – zur Weihe von Frauen zu vertagen.
Die Diskussionen um das Thema sind damit allerdings nicht verstummt. Im Gegenteil: "Das Thema ist einfach nicht unter dem Deckel zu halten, es muss besprochen werden", forderte die Vorsitzende des "Netzwerks Diakonat der Frau", Jutta Mader-Schömer, jüngst in einem Interview. Im Vorfeld der Weltsynode hat das Netzwerk eine Handreichung als "Beitrag zum weltkirchlichen Gespräch" formuliert und nach eigener Aussage an alle deutschen Bischöfe und nationale sowie internationale Kontakte verschickt. Darin heißt es unter anderem, Frauen handelten vielerorts bereits als Diakoninnen und viele Frauen spürten die Berufung zu diesem Amt: "Die Zeit ist günstig. Die Zeit ist reif. Die Argumente liegen auf dem Tisch."
Theologin kritisiert Verzögerung und "Geschwafel" bei Rolle der Frau
Bei der zweiten Runde der Weltsynode ist das Frauendiakonat kein Thema – der Vatikan will jedoch ein neues Dokument zu Frauen in der Kirche veröffentlichen. Die englische Theologin Tina Beattie hat die dauernden Aufschübe und das "Geschwätz" satt.
Tatsächlich beschäftigt sich im Vatikan bereits die zweite von Papst Franziskus eingesetzte Studienkommission mit der Frage nach dem Diakonat der Frau. Konkrete Voten wurden bisher nicht veröffentlicht. Das stört nicht wenige reformorientiere Theologinnen und Theologen. "Und so geht der Prozess weiter – Verzögerungen, Aufschübe, weitere Überlegungen, unveröffentlichte Berichte – während das platte Geschwafel über die Charismen und Gaben der Frauen Jahr für Jahr weitergeht", kritisierte die englische Theologin Tina Beattie die vatikanische Verzögerungstaktik in einem kurz nach Veröffentlichung des Instrumentum laboris publizierten Text. Aus ihrer Sicht ist es kaum verwunderlich, dass es in der Frage nach Diakoninnen keinen allgemeinen Konsens gibt, "aber das kann nicht die Voraussetzung für jede lehrmäßige Entwicklung und Veränderung in der Kirche sein".
Dass das Thema aber nicht nur in akademisch-theologischen Kreisen kursiert, zeigt beispielsweise die internationale Ministrantenwallfahrt in Rom. In einer Gesprächsrunde mit Messdienerinnen und Messdienern sah sich auch der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Michael Gerber, mit der Frage nach einer Weihe von Frauen konfrontiert. Er mahnte zu einer vertieften Diskussion. "Wir müssen theologisch prüfen: Was sind die Argumente für und gegen so eine Weihe", sagte der Fuldaer Bischof. Universalkirchlich sei die Frauenweihe ein "hochemotionales Thema": "Da stehen wir vor der Gefahr, dass da etwas auseinanderbricht." Er selbst sei jedoch auf jeden Fall dafür, mehr entscheidende Positionen in der Kirche mit Frauen zu besetzen.
Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier wurde von Ministranten nach der Frauenordination befragt – und warnte vor zu zeitnahen Erwartungen. "Die Frauenweihe ist ein Thema, das sehr viele bewegt und stark diskutiert wird", erklärte Meier. Doch es gelte weiterhin die Aussage aus dem Dokument "Ordinatio sacerdotalis" von Johannes Paul II. aus dem Jahr 1994, nach dem die Kirche keine Berechtigung habe, Frauen zu weihen. "Papst Franziskus ist jedoch niemand, der sich Diskussionen verschließt", so der Bischof. Allzu hohe Erwartungen, dass bald Frauen zu Diakoninnen oder Priesterinnen geweiht würden, würden jedoch sicher enttäuscht. Daher wolle er diese nicht nähren. In seinem Ordinariat setze er sich allerdings dafür ein, Frauen in Leitungsämter zu bringen.
Die Benediktinerin Philippa Rath ist da deutlich optimistischer: "Ja, ich habe tatsächlich – trotz inzwischen manch gegenteiliger Erfahrungen – immer noch die Hoffnung, dass die Weltsynode im Oktober sich für die unverkennbaren Zeichen der Zeit öffnen und die Frauenfrage nicht gänzlich 'vom Tisch gefegt' wird", sagte sie in einem Interview. Sie sei zuversichtlich, dass Laiinnen und Laien sowie eine Reihe von Bischöfen sich deutlich positionieren und dem Papst und Vatikanvertretern signalisieren würden, dass die "berechtigten Erwartungen und Hoffnungen so vieler Frauen auf allen Kontinenten" nicht weiter überhört werden dürften. Würde sie selbst nicht mehr an geweihte Frauen in der Kirche glauben, wäre ihr ganzes Engagement sinnlos, betonte die Ordensfrau. "Ich bin überzeugt, dass es irgendwann ganz schnell gehen wird und auch in unserer Kirche geweihte Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen zur Normalität gehören werden."
Wie das aussehen könnte, zeigte der venezolanische Theologieprofessor und Berater der Weltsynode, Rafael Luciani, jüngst in einem katholisch.de-Interview auf. Auch das Abschlussdokument der Weltsynode werde sich nicht als Schlusspunkt begreifen. Für die zehn Studiengruppen komme es anschließend darauf an, ihre Themen zu vertiefen und einen Konsens zu finden. "Danach müssen die einzelnen Ortskirchen die Vorschläge umsetzen", so Luciani. Es gehe dabei um einen Mentalitätswandel. Es sollte jedoch nicht darum gehen, immer nur auf Äußerungen Roms zu warten. " Franziskus hat von der kirchlichen Dezentralisierung gesprochen."
"Bei uns kann diese Frage sicher früher entschieden werden"
In eine ähnliche Richtung argumentiert auch der scheidende St. Galler Bischof Markus Büchel. In der Vergangenheit hatte er bereits ausgedrückt, dass er sich viele Frauen als Priesterinnen vorstellen könne. Als er in einem Interview zu seinem 75. Geburtstag gefragt wurde, wie lange es aus seiner Sicht noch dauern würde, bis Frauen zur Priesterweihe zugelassen würden, sagte Büchel, er wisse es nicht. "Bei uns kann diese Frage sicher früher entschieden werden als in anderen Teilen der Weltkirche." Gleichzeitig teile er die Sorge des Papstes, dass diese Frage nicht zu Spaltungen führen dürfe und dass Einheit nicht Einheitlichkeit bedeute. "Wir beten, dass sich im synodalen geistlichen Erkennen Wege für kontinentale Lösungen öffnen, ohne die universale Einheit in Frage zu stellen", so Büchel.
Und auch für Weltsynoden-Generalrelator Kardinal Hollerich selbst scheint mit der Ausgliederung der Frauenfrage aus der Weltsynode noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein. "Wenn Frauen sich in der Kirche nicht wohlfühlen, haben wir unser Leben als Christen verfehlt", sagte er in einem Interview. Das sei der wichtigste Punkt für die Kirche heute. Ob die volle Gleichstellung von Frauen und Männern auch den Zugang zu allen Weiheämtern bedeute, wisse er nicht. "Wenn Frauen also das Gefühl haben, dass ihre Stimme genauso gehört wird wie die der Männer, sie sich aber dennoch, sagen wir, diskriminiert fühlen, weil sie nicht zum ordinierten Amt zugelassen werden, müssen wir darüber nachdenken." Ob dieses Nachdenken auch im Herbst an den runden Tischen in der Synodalaula stattfinden wird, wird sich zeigen.