Beichte in Deutschland "schlicht tot"

Wollbold: Priester müssen Kraft des Bußsakraments wiederentdecken

Veröffentlicht am 15.08.2024 um 11:11 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ In Deutschland gehen nur noch sehr wenige Menschen zur Beichte. Es gelte "dicke Bretter" zu bohren, um wieder mehr Gläubige für das Bußsakrament zu gewinnen, sagt der Münchner Pastoraltheologe Andreas Wollbold – und blickt dabei auch auf Priester.

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Laut dem Münchner Pastoraltheologen Andreas Wollbold spielt das Bußsakrament für die Identität der meisten Priester nur eine marginale Rolle. "Das ist nicht gut, denn neben der Vollmacht zur Eucharistie ist die zur Sündenvergebung das große Alleinstellungsmerkmal des Priesters", sagte Wollbold in einem Interview in der aktuellen Ausgebe der "Tagespost". "Doch wahrscheinlich müssen die Geistlichen dafür erst einmal selbst die Kraft dieses Sakramentes wiederentdecken."

Wollbold konstatiert grundsätzlich eine tiefe Krise der Beichte in Deutschland. "Von Ausnahmen abgesehen, ist die Beichte in Deutschland schlicht tot." Man müsse "dicke Bretter bohren", um in der Breite Gläubige wieder für das Sakrament zu gewinnen. "Ein guter Anfang ist es schon, sich einmal ganz nüchtern zu fragen: Was bringt die Beichte wirklich? Wobei hilft sie, und zwar echt und nicht bloß eingebildet?"

Die Praxis der regelmäßigen Beichte hat laut dem Pastoraltheologen "mehr denn je" einen Sinn. Sie sei heutzutage fast ausschließlich die der geistlich ernsthaft Lebenden und bei diesen "unverzichtbares Element geistlichen Wachstums geworden, aber auch der Überwindung von tiefsitzenden sündhaften Neigungen". Allerdings wisse er nicht, ob alle Priester die dafür notwendigen Kompetenzen mitbrächten, so Wollbold. "Heute findet man bei vielen Geistlichen dagegen einen Verschnitt von Populärpsychologie, Lieblingsspiritualität und frommer Vertröstung." (mal)