Analyse nach Kirchenbrand: So schnell war die Feuerwehr vor Ort
Bis auf die Grundmauern ist die katholische Kirche in Widdern bei Heilbronn am Samstagabend abgebrannt – nun erläutern Verantwortliche der Feuerwehr den Einsatz. Der im Landratsamt Heilbronn verantwortliche Amtsleiter Marc Hoffmann sagte am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Die Einsatzkräfte der Feuerwehr waren sieben Minuten nach dem Notruf vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt standen Turm und Dachstuhl bereits im Vollbrand."
Holzbauweise begünstigte Feuer
Der stellvertretende Kreisbrandmeister des Landkreises Heilbronn, Uwe Thoma, ergänzte: "Als der Brand von außen bemerkt und die Feuerwehr alarmiert wurde, hatte bereits eine massive Brandausbreitung stattgefunden." Mit Blick auf die Bauweise der 1966 errichteten Sankt-Josef-Kirche erläuterte der Brandexperte: "Tragende Teile von Turm und Dachstuhl des Gebäudes waren auf Grund der Holz- und Fertigbauweise, in der die gesamte Kirche errichtet war, schon beim Eintreffen der Feuerwehr so stark beschädigt, dass sie trotz der sofort eingeleiteten Maßnahmen zur Brandbekämpfung nicht mehr zu retten waren und im weiteren Verlauf eingestürzt sind."
Durch den Einsatz der Feuerwehr seien aber ein Nachbargebäude sowie zwei dort parkende Pkw unbeschädigt geblieben; mehrere Gegenstände hätten noch aus der Sakristei gerettet werden können. Neben den Polizeikräften waren die Feuerwehr mit mehr als 120 Personen und der Rettungsdienst im Einsatz. Der Gesamtschaden liegt ersten Schätzungen zufolge bei mindestens 500.000 Euro. Verletzt wurde niemand.
Die Brandursache sei weiterhin unbekannt, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. "Aktuell gibt es dazu keine neuen Erkenntnisse." Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben in alle Richtungen. Bei schweren, zerstörerischen Bränden gelten die Ermittlungen als besonders schwierig. Oft gibt es erst nach mehreren Wochen Ergebnisse eines Gutachters, manchmal sogar erst nach einem halben Jahr.
Sakralbauten fehlen Brandhemmnisse
Die Polizei hatte mitgeteilt, dass das Feuer am Samstagabend gegen 22 Uhr gemeldet worden sei und da bereits der gesamte Dachstuhl der Kirche in Brand stand. Der stellvertretende Kreisbrandmeister Thoma sagte: "In Sakralbauten fehlen durch die typische offene Bauweise in der Regel Brandabschnitte, die ein Ausbreiten des Feuers verhindern würden. Das Feuer konnte dadurch im Innern des Gebäudes ungehindert durch das ganze Kirchenschiff ziehen."
Durch die typische Bauweise von Kirchen gerade bei Dach- und Deckenkonstruktionen gebe es eine "sehr hohe Brandlast" – also eine große Menge an brennbaren Materialien. In Widdern sei hinzugekommen, dass nicht nur Dach und Decke, sondern große Teile der Kirche in Holzbauweise errichtet waren. "Da der Dachstuhl der Kirche zusammengestürzt war und dadurch auch für die Reste der Giebel akute Einsturzgefahr bestand, mussten zunächst die Giebel und im Rahmen der Nachlöscharbeiten dann auch die übrigen Außenwände noch in der Nacht abgebrochen werden", so Thoma. Pfarrer Guido Bömer hatte zuvor gesagt, dass das Kirchengebäude auch deshalb gänzlich zerstört worden sei, weil die Feuerwehr am Ende die Entscheidung getroffen habe, "es kontrolliert abbrennen zu lassen". Bömer fügte hinzu: "Es bricht einem das Herz, ein Gotteshaus, einen geweihten Ort, abbrennen zu sehen." (KNA)