Soziologin: Werde Papst Franziskus weiter beraten
Die Berliner Soziologin Jutta Allmendinger (67) bedauert einen weiterhin geringen Anteil der Väter an der Erziehungsarbeit. "Noch immer nimmt nicht mal die Hälfte der Väter Elternzeit – und wenn, dann zusammen mit der Mutter oder wenn das Kind schon älter ist. Das ist nicht das, was wir uns unter der geteilten Erziehungsarbeit vorgestellt haben", sagte die scheidende Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Im Laufe der vergangenen Jahre habe es zwar Anreize zur Verbesserung gegeben. So hätten die Partnerschaftsmonate, bei denen es mehr Geld gibt, wenn beide Partner Elternzeit nehmen, einen Wandel bewirkt, den man innerhalb von Organisationen forcieren könne. "Hier im Institut ging lange das Gerücht um, ich würde keinen Mann einstellen, der nicht bereit wäre, mindestens fünf Monate Elternzeit zu nehmen. Das war nie so, aber ich habe es immer sehr positiv herausgestellt", sagte Allmendinger.
Fehlende Anerkennung der Väter-Monate
Ihrer Meinung nach geht es nicht nur um ökonomische Anreize, sondern um Anerkennung. "Wenn von den Chefs das Signal kommt, dass die Elternzeit von Männern eine gute Sache ist, entsteht der Eindruck: Das ist die Normalität, und das gehört sich so", betonte die Soziologin. "Das ist das Wichtigste, um diese Kultur zu durchbrechen." Immer noch gebe es riesige Unterschiede bei den Renten. "Ohne die Kinderzeiten wären sie noch riesiger", so Allmendinger, die ihre Instituts-Führung am 1. September nach 17 Jahren abgibt.
Die 67-Jährige werde weiterhin als Mitglied der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften das Kirchenoberhaupt Papst Franziskus beraten. Wie sie 2021 zu der Tätigkeit kam, wisse sie nicht. "Ich dachte zunächst, dass Studierende mir einen Streich gespielt hätten", sagte Allmendinger. Sie finde die päpstliche Akademie super, auch seitens des Vatikans. "Die wussten ja, wen sie sich reinholen. Das zeugt schon von einer gewissen Offenheit." Die päpstliche Beratungsakademie sei global besetzt. "Wenn ich mit Leuten aus Asien und Afrika an Fragen zur Inklusion von Menschen arbeite, ist das enorm. Das tut mir gut", so die Soziologin. (KNA)