Immobilien sollten mehr in den Fokus der Umwelt-Überlegungen

Nachhaltigkeitsbericht: Kirchen fehlt strategisches Vorgehen

Veröffentlicht am 28.08.2024 um 16:09 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ Die Kirchen verstehen sich als Vorkämpferinnen für Nachhaltigkeit. Eine Studie hat jetzt die Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit der beiden großen Kirchen in Deutschland abgebildet – und Steigerungspotenzial ausgemacht.

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Der Kirche fehlt ein systematisches und strategisches Vorgehen in punkto Nachhaltigkeit. "Auch die Kirchen sollten Nachhaltigkeitsmanagement in den Blick nehmen – der Druck steigt aus allen Bereichen, doch eine systematische Vorgehensweise ist noch nicht zu erkennen", heißt es im jetzt veröffentlichten "Nachhaltigkeitsreport der Kirchen in Deutschland 2024". Erstellt wurde der Report unter anderem vom promovierten Theologen und Ökonom Thomas de Nocker. Er ist Geschäftsführer des Beratungsinstituts "2denare" und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der FOM Hochschule für Ökonomie & Management in Essen. Der Nachhaltigkeitsreport ist nach eigenen Angaben der erste seiner Art und will die aktuellen Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit der beiden großen Kirchen in Deutschland abbilden.

Die Autoren werben in ihrer Studie dafür, dass sich Kirchen schon jetzt mit Nachhaltigkeitsberichten befassen sollten, auch wenn sie als Körperschaften öffentlichen Rechts die für Unternehmen geltende Berichtspflicht juristisch umgehen könnten. "Als bedeutende gesellschaftliche Akteure werden Kirchen gegenüber der Öffentlichkeit hinsichtlich ihrer Rechenschaftspflicht ohnehin genauer beobachtet", heißt es im Report. Es sei erwartbar, dass die Spendenbereitschaft zunehmend von einer Transparenz auch bei Nachhaltigkeit abhängen wird. Zudem könnten Geschäftspartner künftig solche Berichte verlangen oder die Vergabe öffentlicher Gelder an diese geknüpft werden.

"Gewichtiges Pfund für die Öffentlichkeitsarbeit"

Darüber hinaus könnten Nachhaltigkeitsberichte ein "gewichtiges Pfund für die Öffentlichkeitsarbeit" werden. "Wenn man die Nachhaltigkeitsziele genauer in den Blick nehmen würde und prüft, welchen Beitrag die Kirchen heute schon leisten, wird – so unsere Hypothese – viel Gutes rauskommen", heißt es im Bericht. Es sei daher nicht falsch, in einem öffentlichen Diskurs mit relevanten Zukunftsthemen präsent zu sein und zu signalisieren, dass man viel zum Wohle der Gesellschaft beitrage.

Während es für Kommunen und Unternehmen bereits Nachhaltigkeits-Indikatoren gebe, fehle eine abgewandelte und sinnvolle Liste für die beiden großen Kirche allerdings bislang. Sie könnten ein besser geeignetes Berichts- und Rahmenwerk daher selbst mitgestalten, hierfür sei allerdings ein gemeinsames Vorgehen notwendig.

Bild: ©Stadtkirche Nürnberg/Ferdinand Lenk (Symbolbild)

Gerade die zahlreichen kirchlichen Immobilien der Kirche sollten im Fokus der Umwelt-Überlegungen stehen, heißt es im Nachhaltigkeitsreport.

Nachhaltigkeitsmanagement solle sich aus Sicht der Studienautoren auf drei Begriffe begrenzen lassen: "pragmatisch, praktisch, gut". Die Datenerhebung und die Berichte sollten sich demnach etwa auf das Wesentliche konzentrieren, die Erkenntnisse des Berichts praktisch implementiert werden. Zudem benötige es Expertenwissen. Nachhaltigkeit sei allein deshalb für die Kirchen ein hohes Gut, weil es Teil der eigenen Botschaft sei. Dabei dürften aber die begrenzten Ressourcen nicht aus dem Blick verloren werden, die dafür rein faktisch zur Verfügung stünden.

Kirchenimmobilien hätten enorme Wirkmächtigkeit

Im Fokus der Umwelt-Überlegungen sollten laut Bericht die zahlreichen Immobilien der Kirche stehen – vor allem die sakralen Gebäude. "Die Landeskirchen und Bistümer tragen mit geschätzt über 2 Millionen Tonnen jährlichem CO2-Verbrauch zu etwa 0,3 Prozent der Treibhaus-Emissionen in Deutschland bei." Nehme man noch die zahlreichen, nicht von Klimaschutzkonzepten erfassten, Einrichtungen, Verbände, Orden und Hilfswerke dazu, lasse sich der Anteil auf etwas unter einem Prozent schätzen. "Was zunächst wenig klingen mag, hat in der Praxis eine enorme Steuerungswirkung: Wenig andere Bereiche in Deutschland haben zusammengenommen eine solche Wirkmächtigkeit", heißt es weiter im Report.

Klimaschutz und Emissionen kosteten zwar Geld, mittel- und langfristig würden sich Investitionen allerdings amortisieren. "Ein wichtiger erster Schritt wird sein, überhaupt anzufangen, um die Thematik umfassend zu gestalten." Nur so könnten Prozesse gestartet und Daten erhoben werden, die sich in der Folge auch für andere Bereiche nutzen ließen. Das Wissen um Potenziale und deren genaue Höhe sei Voraussetzung dafür, diese überhaupt zu nutzen. (cbr)