Zum Wintersemester sollen zwei Priesteramtskandidaten Studium dort aufnehmen

Weiter Streit um Priesterausbildung: Land setzt KHKT Grenzen

Veröffentlicht am 03.09.2024 um 00:01 Uhr – Von Andreas Otto (KNA) – Lesedauer: 

Köln ‐ Immer wieder sorgt die von Kardinal Woelki vorangetriebene Kölner Hochschule für Katholische Theologie für Streit zwischen Erzbistum Köln und Land Nordrhein-Westfalen – so auch jetzt. Auslöser ist die Frage, wo künftige Kölner Priester studieren.

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Über ihr Studienangebot liegt die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) weiterhin im Streit mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Auf Initiative von Kardinal Rainer Maria Woelki hatte das Erzbistum Köln 2020 die frühere Ordenshochschule der Steyler Missionare übernommen, um dort auch angehende Priester auszubilden. Das Wissenschaftsministerium pochte aber bereits vor zwei Jahren unter Berufung auf einen Vertrag zwischen Staat und Kirche darauf, dass die Universität Bonn alleiniger Standort für die Kölner Priesterausbildung sei. Diese Rechtsauffassung bestehe unverändert fort, sagte ein Sprecher jetzt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Er äußerte sich zu einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), wonach zum kommenden Wintersemester zwei Priesteramtskandidaten des Erzbistums ihr Studium an der KHKT aufnehmen wollen. Ein Studiengang an der Hochschule, der zur Vorbereitung auf das Priesteramt diene, werde aber nur bis Ende des Sommersemesters 2026 staatlich anerkannt, so der Ministeriumssprecher. Diese Übergangsfrist sei der Hochschule eingeräumt worden, damit früher an der Ordenshochschule eingeschriebene angehende Geistliche ihr Studium an der KHKT beenden können. Die Hochschule sei aufgefordert worden, den neu Eingeschriebenen für den Masterstudiengang Theologie nahezulegen, zum Wintersemester 2026/27 an die Uni Bonn zu wechseln.

Erzbistum: Studierende können Ort frei wählen

Auf Anfrage erklärte das Erzbistum Köln, alle Studierenden in Deutschland könnten zwischen einem breiten Angebot staatlicher und privater Hochschulen wählen: "Diese Bildungsfreiheit wird für die Priesteramtskandidaten im Erzbistum Köln explizit gefördert." Sie seien deshalb an verschiedenen Hochschulen eingeschrieben, auch in Würzburg, München, Jerusalem oder im rheinland-pfälzischen Lantershofen. "Die meisten Studierenden befinden sich an der Universität Bonn. Der Erzbischof nimmt auf die Entscheidung der Priesteramtskandidaten zum Studienort keinerlei Einfluss", so das Erzbistum.

Die KHKT wollte sich nicht zu dem Konflikt mit dem Land äußern. "Wir stehen im intensiven Austausch mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen", hieß es. Aus Rücksicht auf diese Gespräche könnten keine weiteren Auskünfte erteilt werden.

Erzbischof Nikola Eterovic in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin.
Bild: ©KNA/Gordon Welters

Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, soll einem Bericht zufolge angeboten haben, durch einen Notenwechsel zwischen Rom und Bundesland NRW das Preußenkonkordat zugunsten der KHKT zu verändern.

Im September 2022 hatte die NRW-Landesregierung die Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens beim Vatikan in Aussicht gestellt, sollte es weitere Einschreibungen von Priesteramtskandidaten an der KHKT geben. Dabei geht es um das sogenannte Preußenkonkordat, das auch den Religionsunterricht, die Kirchensteuer, das Verfahren der Bischofsernennungen oder die Militärseelsorge regelt.

Laut FAZ hat der Vertreter des Papstes in Deutschland, Nuntius Nicola Eterovic, angeboten, die einschlägigen Bestimmungen des Preußenkonkordats durch einen Notenwechsel zwischen Rom und dem Land NRW zugunsten der KHKT zu verändern. Andere Fachleute, so die Zeitung weiter, sähen in einem solchen Eingriff allerdings Gefahren für die bisher guten Beziehungen zwischen Kirche und Land. Denn wenn es hier einseitige Änderungen seitens der Kirche gäbe, könnte auch das Land auf die Idee kommen, an anderer Stelle Änderungen vorzunehmen.

Ohly sieht Vatikan und Land Nordrhein-Westfalen am Zug

KHKT-Rektor Christoph Ohly hatte bereits vor zwei Jahren gesagt, dass er in der Frage den Vatikan und das Land am Zug sehe. Er verwies auf unterschiedliche Rechtsauffassungen: Einige Experten meinten, dem Erzbischof dürfe eine eigene Einrichtung zur Priesterausbildung nicht verboten sein. "Die Vielfalt theologischer Studienstandorte ist richtig, erlaubt und belebt das Geschäft", so Ohly.

Kritiker werfen Woelki vor, mit der KHKT ein konservatives Gegengewicht zur Bonner Katholisch-Theologischen Fakultät schaffen zu wollen. Die oberste Vertretung der katholischen Laien im Erzbistum, der Diözesanrat, wendet sich gegen die von Woelki durchgesetzte Mitfinanzierung aus Kirchensteuermitteln: Die Einrichtung sei "angesichts der bestens aufgestellten Bildungslandschaft im Bereich der Katholischen Theologie im Erzbistum Köln komplett überflüssig".

Von Andreas Otto (KNA)