Nicht eigenen Glauben aufdrängen, anderen entgegensetzen oder bekehren

Papst Franziskus wirbt für Missionierung mit Feingefühl

Veröffentlicht am 04.09.2024 um 13:57 Uhr – Lesedauer: 

Jakarta ‐ Über Jahrhunderte haben Missionare aus Europa im heutigen Indonesien die christliche Botschaft verkündet. Dennoch sind die Christen dort bis heute eine Minderheit. Papst Franziskus sieht darin eine Chance.

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Papst Franziskus hat sich in Indonesien für eine tolerante Art der Glaubensverkündung ausgesprochen. Bei einer Begegnung mit Geistlichen, Ordensfrauen und Katecheten in der Kathedrale von Jakarta sagte er am Mittwoch: "Das Evangelium zu verkünden bedeutet nicht, den eigenen Glauben aufzudrängen oder ihn dem anderen entgegenzusetzen, zu bekehren, sondern die Freude an der Begegnung mit Christus weiterzugeben und zu teilen." Dies solle "immer mit großem Respekt und geschwisterlicher Zuneigung für alle" geschehen.

Weiter erklärte der Papst: "Aus Geschwisterlichkeit zu leben bedeutet, sich gegenseitig anzunehmen und sich in der Verschiedenheit als gleichwertig anzuerkennen." Dieser Wert gehöre zur Tradition der indonesischen Kirche. Er zeige sich in der "Offenheit, mit der sie mit den verschiedenen Wirklichkeiten umgeht, aus denen sie besteht und die sie umgeben, auf kultureller, ethnischer, sozialer und religiöser Ebene".

Gegen die Mode des Spaltens und Provozierens

Die Kirche in Indonesien lasse "den Beitrag aller zur Geltung kommen und bringt ihren eigenen Beitrag in jedem Kontext großzügig ein". Dies sei, so Franziskus in seiner Ansprache, derzeit besonders wichtig "in einer Welt, in der die Tendenz, sich zu spalten, sich zu behaupten und zu provozieren, immer mehr zuzunehmen scheint".

Ausführlich ging der Papst auch auf die christliche Nächstenliebe ein und sagte: "Wie wir wissen, besteht Mitgefühl nicht darin, Almosen an bedürftige Brüder und Schwestern zu verteilen und von oben aus, vom 'Turm' der eigenen Sicherheiten und Privilegien auf sie herabzublicken." Stattdessen gehe es darum, "dass wir einander näherkommen, uns von allem befreien, was uns daran hindern könnte, uns hinabzubeugen, um wirklich mit denen in Kontakt zu treten, die am Boden liegen, und sie so wiederaufzurichten und ihnen neue Hoffnung zu geben".

Nächstenliebe und der Wunsch nach Befreiung

Das bedeute auch, "ihre Träume und Wünsche nach Befreiung und Gerechtigkeit" anzunehmen, sich um sie zu kümmern, sie zu fördern und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Dabei gelte es, auch andere mit einzubeziehen und das "Netz und die Grenzen in einer großen, sich ausdehnenden Dynamik der Liebe zu erweitern", erklärte Franziskus. Abschließend formulierte der Papst: "Was die Welt weiterbringt, ist nicht Interessenskalkül – das in der Regel zur Zerstörung der Schöpfung und zur Spaltung der Gemeinschaften führt – sondern die Liebe, die sich verschenkt." (KNA)