Vatikanischer Finanz-Strafprozess hat Nachspiel

Vatikan und Italien ermitteln wegen Datendiebstahl

Veröffentlicht am 18.09.2024 um 11:48 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Lange sorgte der Finanz-Strafprozess im Vatikan gegen eigene Spitzenleute für Schlagzeilen. Am Ende wurde sogar ein Kardinal zu sechs Jahren Haft verurteilt. Nun hat der Prozess ein peinliches Nachspiel.

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Die Staatsanwaltschaften Italiens und des Vatikans haben sich wegen ihrer Ermittlungen zu einem mutmaßlichen massiven Datendiebstahl verständigt. Wie das vatikanische Presseamt am Dienstagabend mitteilte, trafen sich der vatikanische Staatsanwalt Alessandro Diddi und der für Umbrien zuständige Staatsanwalt Raffaele Cantone zu diesem Zweck in Perugia. Auch der Chef der Vatikanpolizei, Gianluca Gauzzi, sowie die stellvertretende Staatsanwältin Laura Reale hätten an dem Treffen teilgenommen.

Es sei um den Beginn einer "Zusammenarbeit" der Justizbehörden beider Staaten gegangen, heißt es in der Mitteilung. Auch die vatikanische Staatsanwaltschaft habe nun Ermittlungen wegen eines mutmaßlichen Datendiebstahls im Umfeld des vatikanischen Finanz-Strafverfahrens aufgenommen, in dem es um einen Immobiliendeal in London ging.

Wie das offizielle Portal "Vatican News" weiter mitteilte, war zuvor bekannt geworden, dass jemand versucht habe, sensible Daten über mehrere Personen zu sammeln, die im vatikanischen Finanz-Strafprozess angeklagt wurden. Laut italienischen Medienberichten handelte es sich bei dem Datendieb vermutlich um eine Person aus Geheimdienstkreisen, die jedoch nicht zu derartigen Datenzugriffen berechtigt war.

Unbegrenzter Zugriff auf sensible Daten

Die Person nutzte dafür ein mit geheimdienstlichen Mitteln arbeitendes Datenzentrum, das die italienische Justiz in Perugia betreibt. Es dient eigentlich der Bekämpfung der Mafia und verfügt über fast unbegrenzte Möglichkeiten des Zugriffs auf persönliche Daten von Verdächtigen, darunter auch Telefonate und Bankdaten.

Mehrere italienische Politiker waren in der Vergangenheit Opfer solcher Datenlecks geworden. Beim vatikanischen Finanz-Strafprozess war in Medien wiederholt die Vermutung geäußert worden, dass sich auch vatikanische Stellen über Geheimdienst-Kontakte Informationen über die Angeklagten verschafft haben könnten. (KNA)