Deutsche Bischofskonferenz kommt zur Herbstvollversammlung zusammen

Bischofstreffen in Fulda: Vollversammlung im Schatten der Weltsynode

Veröffentlicht am 23.09.2024 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Fulda ‐ Nach einem Jahr Pause tagen die Bischöfe ab heute wieder in Fulda. Auf der Tagesordnung steht dabei vor allem die Weltsynode in Rom – und die Diskussion um Reformen. Aber auch andere kirchliche und globale Konfliktthemen werden von den Bischöfen bearbeitet.

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Nahezu erstaunlich ruhig ist es im Vorfeld der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Fulda – zumindest, wenn man die aktuelle Situation mit der aus dem Frühjahr vergleicht. Denn wenige Tage, bevor sich die deutschen Bischöfe im Februar im Augsburg trafen, untersagten ihnen die Kurienkardinäle Pietro Parolin, Víctor Fernández und Robert Prevost in einem neuerlichen Brandbrief aus Rom, über die Satzung für den Synodalen Ausschuss abzustimmen. Die deutschen Bischöfe leisteten Folge – auf der Tagesordnung standen ohnehin genügend andere Themen. Bei einem Besuch der deutschen Bischöfe in Rom im März konnten die Wogen vorerst geglättet werden: Der Ständige Rat der Bischofskonferenz stimmte schließlich doch über die Satzung des Synodalen Ausschusses ab und die zweite Sitzung des Gremiums konnte wie geplant stattfinden.

Dass es bei diesen Gesprächen nicht nur harmonisch zugeht, hat ein zweites Gipfeltreffen von DBK- und Kurienvertretern in Juni gezeigt. Dabei traten auch deutlich Differenzen hervor, was ein zentrales Anliegen des Synodalen Wegs angeht: die Einführung eines Synodalen Rates. Nach Vorstellung Roms soll dieses Gremium künftig nicht mehr "Synodaler Rat" genannt werden. Außerdem hieß es in einer gemeinsamen Presseerklärung: "Hinsichtlich der Stellung dieses Gremiums besteht Übereinkunft darin, dass es nicht über der Bischofskonferenz steht oder gleichrangig mit ihr ist." Die für die Vorbereitung des Synodalen Rates zuständige Kommission des Synodalen Ausschusses soll für die Ausarbeitung der Entwürfe des Reformgremiums künftig außerdem "in engem Kontakt" mit einer Vatikan-Kommission stehen. Künftige Schritte auf dem Weg zu seinem bundesweiten synodalen Gremium sind ohne den Segen Roms also kaum zu machen.

Der Blick in Fulda geht wieder nach Rom

Wenn sich die aktuell 61 DBK-Mitglieder nun von Montag bis Donnerstag wieder in Fulda treffen, dann geht ihr Blick zwar wieder nach Rom – diesmal allerdings aus einem anderen Grund: Weniger als eine Woche nach der Vollversammlung beginnt die zweite und abschließende Sitzungsperiode der Weltsynode. Mit dabei sind dann Bischof Georg Bätzing (Limburg), Bischof Felix Genn (Münster), Bischof Bertram Meier (Augsburg), Bischof Stefan Oster (Passau), Bischof Franz-Josef Overbeck (Essen) und Bischof Bohdan Dzyurakh, der Apostolische Exarch der in Deutschland und Skandinavien wohnenden katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus. Die Beratungen über die Synode und das Instrumentum laboris bilden daher einen Mittelpunkt des Bischofstreffens in Fulda.

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Nachdem seit 2021 Bischöfe, Theologen und Laien über grundlegende Kirchenreformen beraten haben, stehen in dieser Phase der Weltsynode nun Entscheidungen an: Vorschläge, die eine Zweidrittel-Mehrheit der Synodenteilnehmenden erreichen, werden dem Papst zur Entscheidung vorgelegt. Mitbestimmen dürfen dabei – anders als bei Bischofssynoden üblich – auch Frauen. "Heiße Eisen", wie sie etwa beim Synodalen Weg der Kirche in Deutschland besprochen wurden, werden aber vermutlich nicht dabei sein. Konfliktthemen wie der priesterliche Pflichtzölibat oder die Frage nach einer Öffnung von Weiheämtern für Frauen wurden im Vorfeld der Synodensitzung von Papst Franziskus persönlich in Studiengruppen ausgelagert. Auch das nächste Treffen von Vatikan und DBK-Vertretern ist nach Abschluss der Weltsynode geplant.

Aber nicht nur kirchliche Reformbemühungen stehen auf der Tagesordnung der deutschen Bischöfe. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Situation der Kirche im Nahen Osten sein. Der Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas scheint sich eher auszuweiten als zu beruhigen. Über diesen "Flächenbrand im Nahen Osten" werden die deutschen Bischöfe sich mit dem Oberhaupt der lateinischen Christen im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, austauschen, der als Gast an der Vollversammlung teilnimmt.

Zwei Erklärungen wirken nach

DBK-Beauftragter für den Nahen und Mittleren ist der neue Paderborner Erzbischof Udo Bentz. Er ist einer von gleich drei neuen Diözesanbischöfen, die seit der Frühjahrsvollversammlung in ihr Amt eingeführt wurden. Genauso wie seine Mitbrüder Herwig Gössl aus Bamberg und Dominicus Meier aus Osnabrück dürften sie die Abläufe bei der Bischofskonferenz aber schon sehr gut kennen: Als Weihbischöfen nahmen alle drei auch in der Vergangenheit bereits an den DBK-Vollversammlungen teil. 

Der Nahost-Krieg beschäftigte die Bischöfe schon bei der Frühjahrsvollversammlung in Augsburg. Dort hatten die Bischöfe mit "Friede diesem Haus" ein neues, 175-seitiges Friedenswort vorgelegt. Die Bedeutung dieses Schreibens dürfte seither nicht geringer geworden sein. Ähnliches gilt auch für die gesellschaftlich vielbeachtete Erklärung "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar", mit der sich die Bischöfe auch scharf von der AfD abgrenzten. An den Wahlerfolgen der Partei in Sachsen, Thüringen und kurz vor Beginn der Herbstvollversammlung in Brandenburg änderte das allerdings nichts.

Der Dom zu Fulda
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht (Symbolbild)

Nach einem Jahr Pause ist Fulda wieder Austragungsort der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Auch dieses Mal wird aber nicht im Priesterseminar getagt, sondern in einem Hotel.

Weitere Tagesordnungspunkte für die Bischofskonferenz sind in dieser Woche dagegen eher innerkirchlicher Natur. So beschäftigen sich die DBK-Mitglieder etwa mit Fragen zur Polizeiseelsorge oder dem Heiligen Jahr 2025. Dass sich die Bischöfe in Fulda darüber hinaus auch mit der Zukunft der Theologie in Deutschland befassen, hat beinahe symbolischen Charakter: Die Zahl der Theologie-Studierenden geht seit Jahren drastisch zurück. Die Theologische Fakultät Fulda verlegte ihren Lehrbetrieb daher zum Wintersemester 2022/2023 weitgehend an das Katholisch-Theologische Seminar nach Marburg.

Tagungsort ist diesmal ein Hotel

Überhaupt kehren die Bischöfe zum ersten Mal seit Ende 2022 wieder zurück nach Fulda. Üblicherweise findet ihre Herbstvollversammlung immer am Grab des Apostels Bonifatius statt. Wegen Renovierungsarbeiten im Priesterseminar in Fulda – dem üblichen Ort für die Herbstvollversammlungen – mussten sie im vergangenen Herbst allerdings nach Wiesbaden ausweichen. Auch diesmal beraten die Bischöfe sich nicht im Priesterseminar: Tagungsort ist ein Hotel am Fuldaer Schlossgarten.

Zumindest mit dem Protest der reformfreudigen Verbände müssen die Bischöfe dort allerdings nicht rechnen. Bei einem Pressegespräch zur Vollversammlung klagte der Sprecher der Bewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner, dass die Bischöfe nur sehr vereinzelt das Gespräch mit den Protestierenden gesucht hätten und sonst oft grußlos vorbeigezogen seien. "Das ist entmutigend und das haben wir nicht mehr nötig", sagte Weisner. "Anstatt dass wir zu den Bischöfen fahren, ist es jetzt höchste Zeit, dass die Bischöfe auf die Menschen zugehen, vor allem auf die Frauen, die immer wieder und immer noch ausgegrenzt und verletzt werden." Inwiefern die Bischöfe das schon bei ihrer Herbstvollversammlung angehen können und wollen, wird sich in den kommenden Tagen zeigen.

Von Christoph Brüwer