Standpunkt

Auslosung für Kölner Pastoralrat führt nicht zu mehr Repräsentation

Veröffentlicht am 25.09.2024 um 00:01 Uhr – Von Andreas Püttmann – Lesedauer: 

Bonn ‐ In Köln wurden nun einige der Sitze im Diözesanpastoralrat durch ein Losverfahren an Selbstbewerber vergeben. Andreas Püttmann kritisiert dieses Vorgehen – auch, weil die Schwerpunkte falsch gesetzt worden seien.

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Laienbeteiligung, Synodalität und Perspektivenvielfalt in der Kirche sind in aller Munde. Die Kölner Bistumsleitung schien darauf einzugehen, als sie bekanntgab, 18 von 51 Sitzen im neuen, kleineren Pastoralrat zu verlosen: an Gefirmte ab 16 Jahren, ohne dass die sich kirchlich, beruflich oder sozial bewährt haben müssen. Sie dürfen nur keine Mitarbeiter des Erzbistums oder der Caritas sein. Eine Balance nach Geschlecht, Alter und Stadt/Land stellen vier Lostöpfe sicher. Es reicht bereit zu sein, sich dreimal im Jahr für einen Tag zu arbeitnehmerfreundlicher Zeit (Fr/Sa) vom Erzbischof zur Beratung einladen zu lassen. Anreise, Kost und Logis: frei.

Wieviele der 1,68 Millionen Diözesanen (bei etwa 30 Prozent Kirchennahen) nahmen das niedrigschwellige Angebot an? 1 von 100? Weit gefehlt! Nicht mal 1 von 1000. Nur 0,03 Prozent: 454. Ist der Kurs der gern gegen Rom beschworenen "Ortskirche" fast allen wurscht? Liegt es am Mangel an Mitbestimmungsrechten? An geistlicher Ermattung? Am Erzbischof? Wie kann sich ein Bistumsfunktionär da über die "hohe Anzahl" der Bewerber "sehr erfreut" zeigen?

Katholische Repräsentativität erreicht man nicht durch Losen aus einer kleinen Schar Selbstbewerber. Relevanter als Alter, Geschlecht und Wohnort wären dafür Kirchenbild, Wertprioritäten, Bewerbungsmotiv, Mitgliedschaften in geistlichen Gemeinschaften oder andere Merkmale, die die KMU 2023 bundesweit erhob. Eine wissenschaftliche Begleitung des Kölner Projekts hätte Aufschluss geben können. Sie unterblieb. Das Bewerberfeld bleibt im Dunkeln.

Durch den Türöffner für Minderheiten, die ihr Klientel am effektivsten zu mobilisieren verstehen, schart der Kardinal zweifellos Hochmotivierte um sich. Mit den von ihm nach Gusto Berufenen werden sie etwa die Hälfte des Rats stellen. Das Urteil der Kirchengeschichte über die besonders Eifrigen fällt indes zwiespältig aus. Manche verdunkelten das Zeugnis der Liebe und den Anspruch von "Glaube und Vernunft". Das bisherige, organische Erwachsen des bischöflichen Beraterkreises aus allen Gliederungen und Ständen der Kirche per Leistung, Wahl und Delegation dürfte der Führung durch einen selbst gefühlten "heiligen Rest" vorzuziehen sein. Die von manchen Frommen erhoffte "Gesundschrumpfung" der Kirche könnte sich auch als Krankschrumpfung entpuppen.

Von Andreas Püttmann

Der Autor

Andreas Püttmann ist Politikwissenschaftler und freier Publizist in Bonn.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.