Europa müsse Sicherheit seiner Bürger schützen

Oberrabbiner kritisiert Haltung von Papst Franziskus zur Migration

Veröffentlicht am 25.09.2024 um 09:53 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Zürich ‐ Es sei zwar richtig, dass Papst Franziskus zu Mitgefühl aufrufe, sagt der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz. Zugleich müsse Mitmenschlichkeit aber auch von Migranten geteilt werden, fordert Pinchas Goldschmidt.

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Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, kritisiert die Haltung von Papst Franziskus zur Migration. Die vom Papst unterstützte Einwanderungspolitik führe zu "Chaos und politischen Verwerfungen", schreibt der frühere Moskauer Oberrabbiner in einem Gastbeitrag für die "Neue Zürcher Zeitung" (Dienstag, online). Die Europäische Rabbinerkonferenz vertritt nach eigenen Angaben rund 1.000 Mitglieder und 800 aktive Rabbiner der orthodoxen Richtung.

"Die Messerattacke in Solingen, die Wahlergebnisse in Frankreich, Sachsen und Thüringen sind Vorboten des Preises, den Europa zahlen wird, wenn es nicht auf die Ängste seiner Bürger vor unkontrollierter Einwanderung und dem Verfall der öffentlichen Ordnung reagiert", so Goldschmidt. "Der Preis könnte mit der drohenden Zerstörung des europäischen Projekts und dem Verlust an Demokratie in vielen europäischen Ländern sehr hoch sein."

Goldschmidt bezieht sich auf Äußerungen des Papstes von Ende August bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz. Dort sagte er unter anderem, dass diejenigen eine schwere Sünde begingen, "die systematisch und mit allen Mitteln versuchen, Migranten abzuwehren". Migration lasse sich nicht durch restriktivere Gesetze, eine Militarisierung der Grenzen oder Zurückweisung stoppen. An die Verantwortlichen appellierte er, alles zu tun, die Migration global und auf der Grundlage von Gerechtigkeit, Geschwisterlichkeit und Solidarität zu steuern.

Migration Hand in Hand mit Integration

Der Papst habe recht, wenn er zu Mitgefühl aufrufe, so Goldschmidt. Und diejenigen, die privilegiert seien, hätten eine moralische Verpflichtung, anderen zu helfen. Aber: "Europa muss ein Zufluchtsort für Menschen in Not bleiben, aber es muss auch seine demokratischen Werte und die Sicherheit seiner Bürger schützen." Mitmenschlichkeit müsse auch von Migrantinnen und Migranten geteilt werden, "um sicherzustellen, dass ihre Kulturen nicht mit unseren Werten der Demokratie und der individuellen Rechte für alle kollidieren".

Migration müsse Hand in Hand mit Integration gehen. "Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration neuer Zuwanderer ist jedoch die Bereitschaft der Zuwanderergemeinschaften, sich zu integrieren und die Werte der Aufnahmegesellschaft zu akzeptieren", betont Goldschmidt.

Der Papst und andere müssten ihre Stimme "gegen die vielen schädlichen Regime, gescheiterten Regierungen und deren Profiteure in der Welt erheben, die ihrer eigenen Bevölkerung schaden und unzählige Menschen zur Flucht auf unseren Kontinent treiben". Goldschmidt kritisiert, dass die "päpstliche Stimme" wie viele andere auch zu Menschenrechtsverletzungen in vielen totalitären Ländern schweige. (KNA)