Pontifex verteidigt umstrittene Gender-Kommentare

Papst Franziskus fühlt sich von Uni Louvain unfair behandelt

Veröffentlicht am 29.09.2024 um 17:15 Uhr – Lesedauer: 

Brüssel/Rom ‐ Mit einer Rede an der Uni Louvain hat der Papst für Proteste gesorgt. Er verteidigte die Lehre vom Wesensunterschied von Mann und Frau – und sprach sich gegen gleiche Rollen für beide Geschlechter in der Kirche aus.

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Papst Franziskus hat seine umstrittenen Äußerungen an der Katholischen Universität Louvain zur grundlegenden Verschiedenheit von Männern und Frauen in der Kirche verteidigt. Auf dem Rückflug von Brüssel nach Rom sagte er am Sonntagnachmittag, es sei unmenschlich, Frauen zu vermännlichen. Die Kirche sei weiblich, sie sei die Braut Christi, deshalb sei das Weibliche in der Kirche wichtiger als das Männliche.

Wer das nicht verstehe, denke nicht scharf genug nach und wolle diese Worte nicht hören. "Die Frau ist dem Mann gleichgestellt, und im Leben der Kirche ist die Frau höhergestellt, weil die Kirche weiblich ist. Die weibliche Mystik ist wichtiger als das Amt der Männer", so der Papst. Das zu sagen, sei nicht antiquiert. Ein übertriebener Feminismus funktioniere genau so wenig wie ein Maskulinismus.

Hart kritisierte der Papst die Erklärung der Universität, die nach seinem Vortrag am Samstagnachmittag verbreitet wurde. Darin hatte sich die Hochschule von den Worten des Papstes über das Wesen der Frau distanziert und sie als "reduktionistisch" verurteilt. Diese Erklärung sei bereits vorbereitet gewesen, während er noch sprach, beklagte der Papst. Das sei unmoralisch.

Mahnung nach Nahost

Weiterhin ermahnte er die Kriegsparteien im Nahen Osten nach den jüngsten israelischen Bombardements im Libanon. Alle Staaten müssten sich an das Völkerrecht halten und die Verhältnismäßigkeit von Angriff und Verteidigung wahren, betonte er. "Ich kenne die Details nicht. Aber die Verteidigung muss immer angemessen sein angesichts der Angriffe. Wenn sie unverhältnismäßig wird, wird eine Tendenz zur Vormachtstellung sichtbar, die das moralisch Gebotene überschreitet."

Weiter sagte der Papst: "Wenn ein Land – ganz gleich welches Land – mit seinen Streitkräften so etwas Extremes tut, sind das unmoralische Aktionen. Auch im Krieg gibt es moralische Maßstäbe. Auch wenn der Krieg an sich schon unmoralisch ist, zeigen die Kriegs-Konventionen doch eine gewisse moralische Ordnung an. Aber wenn man das nicht befolgt, zeigt das, wie man in Argentinien sagt, das 'schlechte Blut' dieser Handlungen." Die spanische Redewendung "mala sangre" bedeutet im Deutschen "gemein" oder "bösartig".

Er betonte zudem nochmals seine Forderung nach einem offensiven Umgang der Kirche mit dem Thema Missbrauch. "Ich habe die Missbrauchsbetroffenen angehört, ich glaube, das ist eine Pflicht." Weiter sagte er: "Wir haben die Verantwortung, den Missbrauchsbetroffenen zu helfen und uns um sie zu kümmern." Einige brauchten psychologische Hilfe, andere auch finanzielle Unterstützung. Vor allem müssten die Täter bestraft werden, betonte Franziskus. Missbrauch sei nichts Vorübergehendes, sondern eine psychiatrische Krankheit, die behandelt werden müsse. "Man kann keinen Missbrauchstäter frei im normalen Leben belassen, mit Verantwortung in Pfarreien oder Schulen", betonte der Papst und fuhr fort: "Die Schande, ja das ist die Vertuschung". (cph/KNA)