Betroffene kritisieren Vatikan und loben Handeln von Erzbischof

Priester missbrauchte Frauen während Exorzismus

Veröffentlicht am 01.10.2024 um 11:54 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Immer wieder soll ein populärer Priester Frauen bei der Durchführung von Exorzismen missbraucht haben. Nach Jahrzehnten des Schweigens hat nun der zuständige Erzbischof Konsequenzen gezogen. Die Betroffenen kritisieren jedoch den Vatikan.

  • Teilen:

Ein Priester des Erzbistums Madrid soll mehrere Frauen während unterschiedlicher Exorzismen missbraucht haben, die er an ihnen durchgeführt hat. Während der Gebete und rituellen Handlungen in Kirchengebäuden vor dem ausgesetzten Leib Christi soll der Geistliche die Frauen dazu gebracht haben, sich auszuziehen, berichtete das spanische Magazin "Vida Nueva" am Sonntag unter Berufung auf die Missbrauchsbetroffenen. Der Exorzist habe daraufhin die Geschlechtsorgane seiner Opfer mit der Begründung berührt, "dass sich dort die Dämonen befinden". Einige seiner Taten soll der Priester mit einer versteckten Video-Kamera aufgenommen haben. Der Missbrauch hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zugetragen.

Der Madrider Erzbischof, Kardinal José Cobo Cano, hat gegen den in seinem Erzbistum populären Priester inzwischen Konsequenzen gezogen, so "Vida Nueva": Der Geistliche darf seit Juli für einen Zeitraum von zehn Jahren nicht mehr predigen, die Beichte hören, Exorzismen durchführen oder Gläubige geistlich begleiten. Über diese zeitlich begrenzten pastoralen Konsequenzen hinaus habe das Erzbistum Madrid versucht, einen kirchenrechtlichen Prozess gegen den mutmaßlichen Missbrauchstäter im Vatikan auf den Weg zu bringen, die Anklage habe auf "falschen Mystizismus" gelautet. Das zuständige Glaubensdikasterium in Rom habe den Fall des Exorzisten jedoch nicht aufgenommen.

Die Missbrauchsbetroffenen zeigten sich gegenüber "Vida Nueva" entsetzt darüber, dass der Exorzist von der Kirche nicht aus dem Klerikerstand entlassen wurde. Doch sie lobten den Madrider Kardinal für sein Handeln: "In einem Jahr ist mehr geschafft worden als in den 30 Jahren des Schweigens zuvor." Cobo, der seit 2023 Erzbischof der spanischen Hauptstadt ist, habe sich dafür eingesetzt, dass sie psychologische und spirituelle Hilfe erhielten, und rechtliche sowie kirchenrechtliche Schritte eingeleitet. Der Missbrauchstäter war vor seinem Eintritt in den Ruhestand Spiritual am Priesterseminar in Madrid und Theologieprofessor an einer kirchlichen Hochschule. Zudem ist er der Gründer einer Notunterkunft für Obdachlose in Madrid. (rom)