Standpunkt

Was soll dieser Bußakt?

Veröffentlicht am 04.10.2024 um 00:01 Uhr – Von Agnes Wuckelt – Lesedauer: 

Bonn ‐ Um Papst Franziskus gab es in der vergangenen Zeit einige Verständigungsprobleme, schreibt Agnes Wuckelt. Im Zusammenhang mit dem Bußakt vor der Weltsynode fragt sie aber danach, wer hier wen verstehen muss.

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Um einander verstehen zu können, ist der Blick auf die jeweilige Biografie hilfreich. So etwa darauf, dass Papst Franziskus als Lateinamerikaner denkt und handelt. Seine Folgerung, "zum Beispiel ein Deutscher wird mich nicht sofort verstehen, weil er und ich eine unterschiedliche Kultur haben", kann verschieden gelesen werden. Es gilt nur abzuwarten, bis ihn die Deutschen endlich verstehen. Oder es kann versucht werden zu verstehen, dass und warum Deutsche anders denken und handeln!

Als einer, der nicht verstanden wird, reagiert der Papst auch auf die Kritik der Katholischen Universität Löwen an seinen Äußerungen über Frauen: Es sei ein "begriffsstutziger Geist", der seine Position absichtlich falsch verstehe. Auf der einen Seite die hartnäckige Sicht auf "die Frau", auf der anderen die von Menschen, die die Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit aller Geschlechter vertreten.

Dass doch eine Annäherung des Verstehens möglich ist, scheint die jüngste Bußaktion zum Beginn der Weltsynode zu zeigen: Um Vergebung gebeten wurde "besonders im Namen von uns Männern, die wir uns schämen für all die Zeiten, in denen wir die Würde der Frauen nicht anerkannt und verteidigt haben…". Diese Zeiten sind immer noch nicht vorbei! Was soll dann dieser Bußakt? Und dazu kommt ein weiteres. Der Katechismus sagt: "Zu jeder wahren Reue gehört … der feste Wille, die Sünden nicht mehr zu begehen. Ohne Vorsatz ist die Reue nicht echt." Das Nicht-Verstanden-Werden bleibt bei den Frauen.

Von Agnes Wuckelt

Die Autorin

Agnes Wuckelt ist emeritierte Professorin für Praktische Theologie und stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.