James Martin: Gefahr, dass Weltsynode zu unkonkret bleibt
Der US-amerikanische Jesuit James Martin hat davor gewarnt, dass die Weltsynode keine konkreten Ergebnisse bringen wird. "Die Gefahr eines solchen kollaborativen Prozesses, an dem Katholiken aus der ganzen Welt beteiligt sind, besteht darin, dass alles, was zu einem Konsens führt, natürlich allgemein ist", schreibt Martin in einem Beitrag für das amerikanische Jesuitenmagazin "America" (Montag). Die Herausforderung der Versammlung werde am Ende sein, konkrete Vorschläge in das Schlussdokument einfließen zu lassen.
Obwohl Papst Franziskus einige Themen der Diskussion in der Synodenaula entzogen und an Studiengruppen überwiesen hat, kämen diese Themen weiterhin zur Sprache, so Martin. "Wenn man über Ämter in der Kirche spricht, dann kommt die Frage nach der Rolle der Frau in der Leitung und im ordinierten Amt auf. Und wenn es darum geht, Menschen zuzuhören, die sich am Rande der Kirche fühlen, dann kommt das Thema der katholischen LGBTQ (und, in Afrika, derjenigen in polygamen Beziehungen) zur Sprache." Die englische Abkürzung LGBTQ steht vor allem für nicht-heterosexuelle Menschen, die sich etwa als lesbisch, schwul oder queer identifizieren. Varianten sind LGBTQI, LGBTIQ+ oder LGBTQIA+. Jeder Buchstabe steht für eine eigene sexuelle Orientierung oder Identität.
Die letzte und entscheidende Runde der Weltsynode tagt vom 2. bis 27. Oktober im Vatikan. Das seit 2021 laufende globale Reformprojekt zielt auf eine neue Beratungs- und Entscheidungskultur in der katholischen Kirche ab. James Martin wurde von Papst Franziskus als Mitglied der Synode berufen. Er engagiert sich vor allem für LGBTQ-Personen in der Kirche. (KNA)