Die Kirchen brauchen eine Vertrauensinitiative
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Für nur noch 38 Prozent der jungen Katholiken ist der Glaube wichtig, hat die neue Shell-Jugendstudie ergeben. Der Wert fällt und fällt, vor zwei Jahrzehnten waren es noch mehr als die Hälfte. Auf den ersten Blick sieht es nicht gut aus für die Relevanz der Kirche in der Zukunft.
Aber: Knapp die Hälfte der befragten 12- bis 25-Jährigen betet mindestens hin und wieder. So ganz egal ist auch der jungen Generation ihre Spiritualität also nicht. Ein Faktor im Relevanzverlust des christlichen Glaubens lauert woanders: Keiner Institution misstrauen die jungen Menschen mehr als den Kirchen. Sogar Banken und Parteien – in Vertrauensskalen ebenso chronisch am unteren Ende zu finden – stehen besser da.
Hier spielen mehrere Entwicklungen zusammen. Da sind einerseits Megatrends wie Säkularisierung und Individualisierung, die die westlichen Gesellschaften seit langem prägen und nicht einfach so von einzelnen Akteuren beeinflusst werden können. Da sind aber andererseits auch religiöse Institutionen, zu denen die jungen Menschen anscheinend nicht so recht Zugang finden. Letzteres lässt sich jedoch ändern.
Nötig ist eine Vertrauensinitiative der Kirchen. Sie müssen die Frohe Botschaft so herüberbringen, dass es für die Menschen des Jahres 2024 Relevanz hat und ihnen einen Ort der spirituellen Geborgenheit bietet. Dafür braucht es einerseits Zeugnisgeber, denen man in Wort und Schrift ihren Glauben abkauft, mit denen sich die Menschen identifizieren können. Dazu gehört aber auch, dass eine Institution mit den Werten, für die sie steht, für die Menschen relevant ist. Mit Dauerbrennern wie Nächstenliebe oder Frieden kann sicher jeder etwas anfangen. Aber was bedeuten diese Werte in Bezug auf sexuelle Minderheiten, Zugewanderte, Menschen in Beziehungen abseits etwa der katholischen Ehevorstellung? Wenn die Kirchen zu diesen Fragen keine Antworten finden, die gleichermaßen authentisch wie auch verbindend sind, werden sie auch mit ihrem restlichen wichtigen Engagement nicht zu den Menschen vorstoßen.
Der Autor
Christoph Paul Hartmann ist Redakteur bei katholisch.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.