Universität will Greta Thunberg Theologie-Ehrendoktor nicht entziehen
Trotz der vielfach als israelfeindlich und antisemitisch kritisierten Aussagen der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg in der jüngsten Zeit plant die Theologische Fakultät der Universität Helsinki nicht, der 21-Jährigen den ihr im vergangenen Jahr verliehenen Ehrendoktortitel wieder zu entziehen. Die Verleihung von Ehrendoktorwürden falle in die Autonomie der Fakultäten und erfolge auf der "Grundlage von Bewertungen, die zum Zeitpunkt der Verleihung vorgenommen" würden, erklärte der Dekan der Theologischen Fakultät, Antti Räsänen, am Mittwoch auf Anfrage von katholisch.de. Weder die Universität noch die Fakultät verfolgten oder überwachten nach der Verleihung aktiv die weiteren "Arbeiten oder Aktivitäten der Preisträger".
Räsänen betonte weiter, dass weder die Universität Helsinki noch die Theologische Fakultät in internationale Konflikte oder Politik involviert seien. Vielmehr konzentriere man sich an der Hochschule auf Angelegenheiten, "die in direktem Zusammenhang mit Forschung und Lehre stehen". Der Dekan erklärte zudem, dass es an der Universität Helsinki keine spezifischen Regeln oder Praktiken für den Entzug von Ehrendoktorwürden gebe.
Auszeichnung für "kompromisslosen Einsatz" für die Zukunft des Planeten
Die Theologische Fakultät hatte Thunberg im Juni vergangenen Jahres den Ehrendoktortitel verliehen. Begründet wurde die Auszeichnung damals mit der "kompromisslosen und konsequenten Arbeit" der Aktivistin für die Zukunft des Planeten. Thunberg habe "uns alle" vor die Aufgabe gestellt, "als Mitglieder von Gemeinschaften und Gesellschaften, vor allem aber als Menschen, unser tägliches Leben zu ändern".
Thunberg war 2018 durch die von ihr initiierten "Schulstreiks für das Klima" vor dem schwedischen Parlament bekannt geworden, aus denen später die weltweit aktive Bewegung "Fridays for Future" entstand. Wiederholt äußerten sich damals auch Kirchenvertreter wertschätzend über das Engagement der Schwedin und zogen dabei teilweise Parallelen zu biblischen Ereignissen und Figuren. In den vergangenen Monaten ist Thunberg jedoch wegen als antiisraelisch und antisemitisch kritisierter Aussagen vermehrt in die Kritik geraten. Unter anderem nahm sie auch in Deutschland an Anti-Israel-Demonstrationen teil, bei denen sie dem jüdischen Staat mit Blick auf dessen Vorgehen gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas einen Völkermord an den Palästinensern vorwarf.
Auch deutsche Bischöfe sind auf Distanz gegangen
Auch deutsche Bischöfe, die Thunberg zunächst für ihren Einsatz für das Klima gelobt hatten, sind inzwischen auf Distanz zu ihr gegangen. Man sehe die Aussagen der Schwedin zur Eskalation der Gewalt in Nahost "absolut kritisch, weil sie einseitig sind und der komplexen Situation im Heiligen Land überhaupt nicht gerecht werden und weil eine klare Distanzierung vom Antisemitismus fehlt", erklärte etwa der Sprecher des Bistums Hildesheim, Volker Bauerfeld, im vergangenen November. Thunberg hatte damals eine Klimademonstration in Amsterdam genutzt, um Partei für die Palästinenser zu ergreifen. Unter anderem skandierte sie mehrfach "No climate justice on occupied land" ("Keine Klimagerechtigkeit auf besetztem Land"), womit sie offenbar auf die palästinensischen Gebiete anspielte.
Hildesheims Bischof Heiner Wilmer hatte sich 2019 im Rahmen eines Gottesdienstes mit rund 2.500 Jugendlichen und jungen Erwachsenen wertschätzend über Thunberg und "Fridays for Future" geäußert. Thunberg sei für ihn wie eine Prophetin, sagte der Bischof damals. Die junge Schwedin stehe friedlich da, ohne Steine zu werfen, und fordere die Politik auf, die Vereinbarungen der UN-Klimakonferenz einzuhalten. Bauerfeld erklärte dazu im vergangenen November, dass zu dieser Zeit nicht vorhersehbar gewesen sei, "wie sich Frau Thunberg vier Jahre später zum Konflikt im Gazastreifen äußern würde". (stz)