Standpunkt

Warum sind die Kirchen bei der Rundfunk-Debatte so leise?

Veröffentlicht am 05.11.2024 um 00:01 Uhr – Von Volker Resing – Lesedauer: 

Bonn ‐ Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist unbeliebt, weil sie im Verdacht steht, das System abschaffen zu wollen, kommentiert Volker Resing und fordert eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema – auch seitens der Kirchen.

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In der katholischen Kirche wird viel über Partizipation gesprochen und über die Notwendigkeit von offener Debatte und Reformen, die es in der Institution brauche. Es gibt eine andere Großorganisation, in der viele kirchliche Vertreter oder kirchennahe Abgesandte in Gremien sitzen, doch was dort fehlt sind ein breiter und offener öffentlicher Diskus, echte Partizipation und grundlegende Reformen. Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) ist unbeliebt, weil sie im Verdacht steht, das ganze System abschaffen zu wollen oder eine politische Agenda zu verfolgen. Nötig ist aber die kontroverse Auseinandersetzung, um wieder mehr Akzeptanz zu erreichen.

Es geht darum, die Programme von ARD, ZDF und Deutschlandfunk besser zu machen, politisch ausgewogener, die Reichweite zu erhöhen und vor allem die rund 10 Milliarden Euro, die die Sender zur Verfügung haben, sinnvoller und effizienter zu verwenden. Derzeit laufen Reformdebatten auf politischer Ebene, die Anstalten wehren sich gegen eine substanzielle Neuaufstellung. Gedroht wird mit Programm-Einschränkungen, damit alle aufschrecken – und die aufgeblähten Apparate in Ruhe weiter um sich selbst kreisen können.

Es ist richtig und nicht populistisch über Geld zu reden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk bekommt aktuell 18,36 Euro im Monat von jedem Haushalt. Ab Januar wollen die Anstalten 58 Cent mehr. Warum? "10 Milliarden Euro pro Jahr – und das soll nicht reichen?", fragt die unabhängige Expertin Julia Jäkel. Auch wenn das nur wenig im Vergleich zum Gesamtetat ausmacht, darf über Intendanten-Gehälter gesprochen werden. Der "Evangelische Pressedienst (epd)" berichtet, genauso wie "Bild", dass etwa WDR-Intendant Tom Buhrow der Spitzenverdiener mit 413.100 Euro im Jahr ist, inklusive Zulagen, Vergünstigungen, etc. Bundeskanzler Olaf Scholz kommt auf ein Jahresgehalt von rund 360.000 Euro. Ist das angemessen?

Sonst wird viel über Gerechtigkeit gesprochen, über Augenmaß und soziale Verantwortung. Warum wird der ÖRR geschont? Warum sind in den laufenden Reformdiskussionen über den ÖRR die Kirchen so leise? Keine Äußerung, nichts. Dabei sitzen Kirchenvertreter in allen Gremien dabei. Werden sie ihrer Aufsichts- und Kontrollfunktion gerecht? Kann es sein, dass Gremien manchmal offene Debatten eher verhindern, als sie zu befördern?

Von Volker Resing

Der Autor

Volker Resing leitet das Ressort "Berliner Republik" beim Magazin "Cicero".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.