Betroffene mahnen erneut mehr Tempo bei Missbrauchsaufarbeitung an
Der Betroffenenbeirat Ost mahnt erneut mehr Tempo bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bereich des Erzbistums Berlin, der Bistümer Dresden-Meißen und Görlitz sowie der Katholischen Militärseelsorge an. Insbesondere müsse die im Juni von der Interdiözesanen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs (IKA) erbetene Ausschreibung einer sozialwissenschaftlichen Studie zur Missbrauchsaufarbeitung durch die Bischöfe der drei Bistümer nun "unverzüglich stattfinden", heißt es im neuen Tätigkeitsbericht des Betroffenenbeirats Ost, der katholisch.de vorliegt. Die Ausschreibung der Studie sei die "nächste entscheidende Phase". Der Beirat beklagt in seinem Bericht, dass ihm "zur Stunde keinerlei Informationen zum Fortgang des Verfahrens" vorlägen.
Beirat: Geplante Studie wichtiger Baustein für weitere Aufarbeitung
Die geplante Studie, deren inhaltliches Konzept von einer Arbeitsgruppe der IKA ausgearbeitet und im Januar beschlossen worden war, stellt nach Ansicht des Betroffenenbeirats einen "wichtigen Baustein" dar, um mit Blick auf die weitere Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche "fundierte Erkenntnisse" zu gewinnen und diese in konkrete Maßnahmen zu überführen. Man sei sich der großen Verantwortung bewusst, die mit der Durchführung einer solchen Studie einhergehe, und werde die Ergebnisse in den kommenden Jahren intensiv begleiten.
Die IKA hatte im Juni beschlossen, Berlins Erzbischof Heiner Koch zu bitten, den Auftrag für die Studie "zügig in Auftrag zu geben". Zudem erklärte die Kommission damals, dass sie es als essenziell ansehe, dass sie selbst und der Betroffenenbeirat Ost in dem Vergabeprozess beteiligt würden. Ende August hatte der Beirat erstmals kritisiert, dass die Ausschreibung noch nicht erfolgt sei.
Erzbistum kann Kritik von Betroffenen nachvollziehen
Das Erzbistum Berlin bestätigte am Dienstag gegenüber katholisch.de, dass die Ausschreibung für die Studie noch nicht stattgefunden hat. Es sei verständlich, dass der Betroffenenbeirat und auch die Betroffeneninitiative "mit wachsender Ungeduld und Verärgerung darauf reagieren, dass diese Ausschreibung noch nicht erfolgt ist", teilte der Sprecher des Erzbistums, Stefan Förner, mit. Er könne allerdings versichern, dass daran mit hoher Priorität gearbeitet werde. "Erzbischof Koch bedauert selbst am meisten, dass es noch nicht dazu gekommen ist", so Förner.
Der Betroffenenbeirat schreibt in seinem Tätigkeitsbericht weiter, dass es innerhalb der IKA, der neben Betroffenenvertretern auch von den beteiligten Bistümern und den Bundesländern Brandenburg und Sachsen ernannte Mitglieder angehören, "immer wieder schmerzhafte Meinungsverschiedenheiten" gegeben habe. "Diese Differenzen betrafen grundlegende Fragen dazu, wie eine erfolgreiche Aufarbeitung gestaltet werden kann, wie mit den verschiedenen Interessen und Bedürfnissen der Beteiligten umgegangen werden soll und wie ein angemessener Umgang mit den oft belasteten Themen gefunden werden kann." (stz)