Sternsinger ziehen Konsequenzen aus Vorwürfen gegen Winfried Pilz
Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" zieht Konsequenzen aus der Untersuchung von Vorwürfen von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt gegen seinen ehemaligen Präsidenten Winfried Pilz (1940-2019). Ein neuer Verhaltenskodex für alle Mitarbeitenden wird eingeführt, außerdem werden bisher schon bestehende Melde- und Beschwerdewege verbessert, teilte das Hilfswerk am Mittwoch mit. Aus dem Prozess hätten sich wichtige Impulse ergeben, sagte der amtierende Präsident des Hilfswerks, Dirk Bingener: "Es hat sich bewahrheitet, dass mit der Erstellung eines Gutachtens die Arbeit nicht zu Ende ist, sondern dass aus den gewonnenen Einsichten Konsequenzen gezogen werden wollen."
Das Hilfswerk hatte im August des vergangenen Jahres die Ergebnisse einer externen unabhängigen Untersuchung der Amtszeit von Pilz als Sternsinger-Präsident (2000-2010) veröffentlicht. 2022 wurden Vorwürfe sexualisierter Gewalt gegen den Priester bekannt. Pilz wird vorgeworfen, in den 1970er-Jahren einen schutzbedürftigen Erwachsenen missbraucht zu haben. Die Untersuchung seiner Amtszeit beim Kindermissionswerk hatte keine neuen Vorwürfe sexualisierter Gewalt ans Licht gebracht, aber Hinweise auf sexualbezogene Grenzverletzungen gegenüber Mitarbeitenden gefunden. Die Sternsinger kündigten bei der Veröffentlichung an, aus den Ergebnissen Konsequenzen zu ziehen.
Der Mitteilung zufolge haben zwei Arbeitsgruppen aus Mitarbeitenden des Hilfswerks und externen Fachleuten ein Jahr lang die Empfehlungen des Untersuchungsberichts beraten: "Die übergeordneten Fragen dabei lauteten: Wie kann machtmissbräuchliches Verhalten verhindert beziehungsweise erschwert werden? Welche Werte und Verhaltensweisen sollen das Miteinander im Kindermissionswerk prägen?"
Tantiemen für "Laudato si" fließen an Schutzprojekte
Ein neuer Verhaltenskodex solle nun Orientierung für das eigenverantwortliche Handeln bei der Ausübung des Dienstes im Kindermissionswerk geben: "Ziel des Kodex ist es, eine Kultur der gegenseitigen Achtung und Wertschätzung gezielt zu fördern." Das Regelwerk wurde den Angaben zufolge partizipativ erarbeitet. Meldungen und Beschwerden innerhalb des Hilfswerks sollen künftig niederschwelliger möglich werden. Außerdem sollen Führungskräfte ihr Leitungsverständnis verstärkt reflektieren, alle Mitarbeitenden werden regelmäßig zum Umgang mit Macht geschult.
Das Kindermissionswerk verwaltet außerdem die Rechte am künstlerischen Werk von Pilz. Der Priester ist Urheber mehrerer geistlicher Lieder, darunter "Laudato si", einer Vertonung des "Sonnengesangs" des heiligen Franz von Assisi und eines der beliebtesten neuen geistlichen Lieder. Weiterhin werde das Hilfswerk in seinen Materialien das Lied nicht mehr verwenden. Alle Tantiemen, die für das Werk von Pilz an das Kindermissionswerk fließen, würden für Kinderschutzprojekte verwendet. (KNA)